August Ströhmer

Msgr Heinrich August Ströhmer (geboren am 10. August 1882 in Burgsteinfurt[1], gestorben am 13. Februar 1971 in Ibbenbüren[2]) war ein deutscher Lehrer und Priester.

August Ströhmer
Kollegium der Amtsrektoratsschule im März 1938. Von links: Anton Rosen, Dr. Deitling, Rektor August Ströhmer, Utsch, Grimme und Heemann.

BiographieBearbeiten

August Ströhmer wuchs als Sohn des Möbelgeschäftsinhabers August Friedrich Ströhmers und dessen Frau Anna Maria in Burgsteinfurt auf. Der Vater starb kurz nach dem Ersten Weltkrieg, woraufhin das Geschäft erfolglos von einem seiner Söhne übernommen wurde. August Ströhmer bestand sein Abitur am Gymnasium Arnoldium in Burgsteinfurt. 1904 beendete Ströhmer in Münster sein Studium der katholischen Theologie und wurde ein Jahr später zum Priester geweiht. 1905 bis 1916 unterrichtete er an verschiedenen Schulen "zunächst in Kempen, dann in Duisburg". Ab 1916 unterrichtete er als Studienrat in Gladbeck.

1924 sah sich Ströhmer mit Vorwürfen u.a. der sexuellen Nötigung konfrontiert und es hätte ein förmliches Disziplinarverfahren geben können. Ströhmer wechselte allerdings 1925 als Leiter an die Rektoratsschule in Ibbenbüren. [3]

1929 war er Vorsitzender der Zentrumspartei in Ibbenbüren[4].

Pogrom in IbbenbürenBearbeiten

in der anbrechenden Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 kam Rikas Gatte Meyer Rosenthal „im Halbdunkel“ zu August Ströhmer. Er flehte den Rektor „händeringend“ an, ihn zu verstecken.332 Er habe geweint und geklagt über „Drohungen“ und „Misshandlungen“ und um „Asyl“ gebeten. (Fußnote im Original: Ströhmer 1959, S. 18-19) Ströhmer zögerte nicht lange und ließ Rosenthal zunächst in seinen dunklen Hof bzw. Garten, dann in die Rektorenwohnung. (Fußnote im Original: Vgl. August Ströhmer, „Das alte Haus und die Juden in Ibbenbüren..“ In: „Ibbenbürener Volkszeitung“, 22.05.1962. Ströhmer schreibt „Hof.“ Vgl. auch Mitteilung M. Ströhmer, 26.11.2015: „Garten.“ Von einer „Zuflucht“ Rosenthals in seiner „Wohnung“ ist in Ströhmers Schreiben an den „Kreissonderhilfsausschuss“ in Tecklenburg vom 31.03.1949 die Rede. In: EA Ströhmer) Nach einer Viertelstunde traute er sich, seinen Schützling über Schleichwege auf einen großen Speicher des gegenüberliegenden ElisabethKrankenhauses zu verbringen. Dort harrte Meyer Rosenthal eine Nacht in einer dunklen Ecke aus.[5]

Ein anonymer Zeuge hielt fest:

Mein Mitschüler Theo Trompeter und ich hatten im Klassenzimmer der Sexta die Tafel zu säubern. Als wir uns nach getaner Arbeit auf den Weg machten zum Hof, sahen wir aus dem Fenster im ersten Stock blockend, daß eine kräftige dunkle Rauchwolke aus dem Innern der Synagoge aufstieg. Das Inbrandsetzen der Synagoge war während der Nacht aus Mangel an brennbarem Material nicht gelungen. Unbemerkt näherte sich uns Rektor Ströhmer. Wir erwarteten, da wir seiner Aufforderung nicht nachgekommen waren, das Gebäude unverzüglich zu verlassen, üblicherweise eine Tracht Prügel. Zu unserer Überraschung sagte uns mit ruhiger Stimme der Rektor: "Prägt euch das Bild der brennenden Synagoge ein! Für dieses Unrecht, was dort an der jüdischen Bevölkerung geschieht, werden wir alle büßen müssen!"[6]

1940 wurde Ströhmer auf Betreiben des Amtsbürgermeisters Rudolf Müller zwangsemeritiert[7]. 1946 wurde er einem schriftlichen Entnazifizierungsverfahren unterzogen, 1948 wurde er als entlastet eingestuft und wieder als Lehrer zugelassen[8].

LiteraturBearbeiten

  • Norbert Ortgies, Pädagoge mit Prinzipien - Rektor Ströhmer und die Nazis, tredition GmbH, Hamburg, 2018, 182 S.

EinzelverweiseBearbeiten

  1. Norbert Ortgies, Pädagoge mit Prinzipien - Rektor Ströhmer und die Nazis, tredition GmbH, Hamburg, 2018, S. 134
  2. Ibbenbürener Volkszeitung, Ausgabe vom 15. Februar 1971
  3. Norbert Ortgies, Pädagoge mit Prinzipien - Rektor Ströhmer und die Nazis, tredition GmbH, Hamburg, 2018, S.30
  4. Norbert Ortgies, Pädagoge mit Prinzipien - Rektor Ströhmer und die Nazis, tredition GmbH, Hamburg, 2018, S.40
  5. Norbert Ortgies, Pädagoge mit Prinzipien - Rektor Ströhmer und die Nazis, tredition GmbH, Hamburg, 2018, S.69
  6. Artikel Als in Ibbenbüren die Synagoge brannte... in der Ausgabe der Ibbenbürener Volkszeitung vom 24. Dezember 1996
  7. Norbert Ortgies, Pädagoge mit Prinzipien - Rektor Ströhmer und die Nazis, tredition GmbH, Hamburg, 2018, S.85f.
  8. Norbert Ortgies, Pädagoge mit Prinzipien - Rektor Ströhmer und die Nazis, tredition GmbH, Hamburg, 2018, S.108