Isack Winkler

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Isack Winkler

Isack Meyer[1] Winkler, (auch Isaak Winkler, geboren am 24. April 1859 in Ibbenbüren, gestorben am 13. Februar 1937 in Ibbenbüren[2]) war ein deutscher Metzgermeister und Geschäftsmann jüdischen Glaubens.

Leben[Bearbeiten]

Isack Winkler (zweite Reihe, dritter von links) bei einem Zusammentreffen der Fastnacht Poststraße

Isack Winkler wurde am 24. April 1859 als Sohn von Jüdchen Ester Winkler (geboren als Tochter von Moses David Winkler (geboren im Februar 1775 in Tecklenburg, gestorben am 19. September 1847 in Ibbenbüren) und Julchen Isaak "Gütte" Winkler (geboren am 18. August 1797 in Ibbenbüren, gestorben am 7. April 1865 in Ibbenbüren) am 16. September 1824 in Ibbenbüren, Todesdatum unbekannt) in Ibbenbüren geboren. Er war der Neffe von David Moses Winkler (geboren am 17. September 1813 in Emsdetten, gestorben am 29. Dezember 1864 in Ibbenbüren)[3], Emelie Amalie "Malchen" Versteeg (geboren am 8. Juli 1818 in Ibbenbüren, verheiratete ca. 1840 mit Meyer Nathan Versteeg, gestorben am 3. Oktober 1889 in Haaksbergen)[4], Röschen Winkler (geboren am 15. Oktober 1820, Todesdatum unbekannt)[5] und Salomon Moses Winkler (geboren am 8. Dezember 1821 in Ibbenbüren, verheiratet mit Friederika Winkler geboren als Friederika Sander am 8. März 1832 in Westerkappeln,[6] gestorben am 16. Januar 1904 in Ibbenbüren)[7]. Er war der Cousin der Kinder von Salomon Moses Winkler: Moses Moritz Winkler (geboren am 9. September 1864 in Ibbenbüren, gestorben am 28. Januar 1937 in Ahaus)[8], Jettchen Winkler (geboren am 5. März 1866 in Ibbenbüren)[9], Ida Koppel, Rieka Winkler (geboren am 19. Oktober 1869 in Ibbenbüren, gestorben am 14. Juni 1893 in Ibbenbüren)[10] und David Winkler. Er war der "Onkel" von Alexander Wexseler, genau genommen aber der Neffe der Großtante von Alexander Wexseler. Die Bezeichnung könnte auch daher rühren, dass er mit der Tante Alexanders, Helene Wexseler, zusammen lebte.

Isack Winkler war Mitglied des Vorstandes der jüdischen Gemeinde in Ibbenbüren.[11] Er führte an der damaligen Münsterstraße 2 in Ibbenbüren von 1884[12] bis 1935 eine Fleischerei. Am 9. Juli 1928 wurde Winkler vor seinem Geschäft von einem Motorrad angefahren.[13]

Aktives Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Ibbenbüren[Bearbeiten]

Isack Winkler war mehr als 50 Jahre Mitglied der Freiwillige Feuerwehr und bekam hierfür die goldene Ehrenmedallie des Provinzialverbandes.[14] Er war Ehrenmitglied der Freiwilligen Feuerwehr Ibbenbüren.[15] Rudolf Müller sagte anlässlich eines Vortragsabends der Freiwilligen Feuerwehr Ibbenbüren am 28. Dezember 1932 lobend über Winkler:

Infolge seiner allgemeinen Beliebtheit gelte er als unentbehrlicher Faktor in der Wehr und man wünsche und hoffe, daß er derselben noch lange Jahre in körperlicher und geistiger Frische erhalten bleiben möge.[14]

Repressalien und Unterstützung während der Zeit 1930 bis 1935[Bearbeiten]

Unterstützung durch den Bürgermeister Müller[Bearbeiten]

Der von 1922 bis 1945 amtierende Bürgermeister Rudolf Müller wandte sich gegen Boykott-Aufrufe gegen Winkler und kaufte am 1. März 1933 bei ihm ein, obwohl einen Tag zuvor vor Käufen gewarnt wurde, da Käufer gefilmt und namentlich auf Listen ausgehängt wurden[16]. Derartige Bilder wurden am 30. Juli 1935 in Stürmer-Kästen gezeigt[17].

August 1935[Bearbeiten]

Im August 1935 wurden vor den Metzgereien Goldschmidt und Winkler Schilder mit diffamierenden und potentielle Kunden warnenden Aufschriften aufgestellt.[18]

Petition für Winkler[Bearbeiten]

Am 3. August 1935 erreichte den Landrat Dr. Meyer-Nieberg ein Schreiben des Central-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens. Darin wurden die Boykott-Aktionen gegen Metzger Winkler beklagt und Sanktionen gefordert: „Diese Eingriffe stehen in eindeutigem Gegensatz zu den wiederholten Erlassen der Reichsregierung (…) Nicht unerwähnt möchten wir lassen, dass nach uns zuteil gewordenen (sic!) Bericht der Metzger Winkler in Ibbenbüren den besten Ruf und ein grosses Ansehen geniesst (…)“ Von der zuständigen Behörde wurde der Brief mit dem internen Vermerk „Dann sollen sie doch auswandern!“ versehen.[19]

Geschäftsaufgabe[Bearbeiten]

Helene Wexseler (geb. 13.08.1874 in Bersenbrück, gest. 19.07.1934 in Ibbenbüren)

1935 war die antisemitische Bedrohungslage für Winkler

so drastisch, dass Winkler sich 1935 veranlasst sah, die Geschäftsführung an seinen Altgesellen Clemens Bosse abzugeben.[20]

Winkler verpachtete sein Geschäft, in dem auch Helene Wexseler[21] arbeitete[22], 1935 zunächst an Josef Börgel[23], der es dann mit seiner Frau Theresia (geb. Adick) übernahm.[24] Neben Isack Winklers Metzgerei gab es noch mit den Metzgereien von Sally Goldschmidt und Richard Cohen, Planestr. 15, zwei weitere Metzgereien jüdischer Geschäftsmänner[17].

Unterstützung durch Kaplan Gerhard Daldrup[Bearbeiten]

Kaplan Daldrup nahm im Frühjahr 1937 zwei Ibbenbürener Juden gegen eine Diffamierung in Schutz und erhielt dafür Berufsverbot. Ferner widersprach er einer Lehrerin der Stadtschule, die vor Schülern behauptet hatte, Juden würden "nichts Gutes" tun und verwies auf die Ibbenbürener Bürger Isaak Winkler und Julius Kaufmann, die für ihre Wohltätigkeit stadtbekannt waren.[17]

Geschenk an Alexander Wexseler[Bearbeiten]

Isack Winkler hat seinem Neffen Alexander Wexseler ein Auto geschenkt, das dieser seinem Vater Julius für Reisen überließ[25].

Pflege durch Pauline Winkler[Bearbeiten]

Münsterstr. 2 (Haus in der Mitte)

Isack Winkler litt im Alter an Atherosklerose und wurde bis zu seinem Tod von der Frau seines Vetters, Pauline, zuhause an der Münsterstr. 2[26] gepflegt, nachdem er eine Hausangestellte entlassen musste[27]. Pauline Winkler wurde am 15. Mai 1944 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet[28].

Beerdigung[Bearbeiten]

Isack Winkler, der ledig und kinderlos war, erkrankte 1936 schwer, wurde im Elisabeth-Hospital gepflegt und verstarb 1937.[29]

Nach dem Tod von Winkler am 13. Februar 1937 bemühte sich sein Vetter David Winkler aus Dortmund um die Regelung des Nachlasses. Haus und Grundstück in der Innenstadt wurden verpachtet, aber über 40 % der Pachtsumme mussten an den Staat abgeführt werden. Das Grundstück in der Westvorstadt mit Weideflächen und Ställen mit einer Fläche von 4 ha wurde an das St.-Elisabeth-Krankenhaus überschrieben. Als großziger Förderer wurde Isack Winkler im Krankenhaus liebevoll gepflegt – in einer Zeit, in der es nicht mehr erwünscht war, dass Juden in deutschen Kliniken behandelt wurden.[20]

An Winklers Beerdigung nahm mit Martin Lause nur ein nichtjüdischer Trauergast teil[17].

Deswegen zur Rede gestellt, soll sich Martin Lause geschickt und geistreich gerechtfertigt haben, indem er mit dem Satz antwortete: "Ich habe den Juden bis ins Grab verfolgt". [27] [30]

Winkler hatte Rechtsanwalt Georg Bispinck[31] als Nachlassverwalter bestellt, der vier Veräußerungen tätigte, die an das Elisabeth-Krankenhaus, einen Vetter, eine Cousine und einen Bekannten Winklers gingen. [29]

Trivia[Bearbeiten]

Friedrich Ernst Hunsche hält in seinem Buch Alt-Ibbenbüren eine Anekdote über Isack Winkler im Text Denkzettel fest.[32]

Isaak-Winkler-Weg[Bearbeiten]

In Ibbenbüren wurde der Isaak-Winkler-Weg nach Winkler benannt.

Stolperstein[Bearbeiten]

An seinem Wohnsitz Münsterstraße 2, heute Alte Münsterstraße 2, befindet sich ein Stolperstein zu seinem Andenken.

Einzelverweise[Bearbeiten]

  1. Gertrud Althoff, Zwei jüdische Kaufleute im 18. Jahrhundert, in: Josef Bröker (red.), Annette Kleinert (Red.), Brigitte Rieping-Seibold (Red.), 850 Jahre Ibbenbüren, Historischer Verein Ibbenbüren, 2. überarbeitete und erweiterte Ausgabe, 1997, S. 267-296, hier: S. 289
  2. http://alt.heiligkreuz.info/gemeinde/public/inhalt.php?id_artikel=160
  3. https://www.myheritage.de/research/collection-1/myheritage-stammbaume?itemId=298935431-4-4114&action=showRecord
  4. https://www.myheritage.de/research/collection-1/myheritage-stammbaume?itemId=298935431-4-4061&action=showRecord
  5. https://www.myheritage.de/research/collection-1/myheritage-stammbaume?itemId=298935431-4-4115&action=showRecord
  6. https://www.myheritage.de/research/collection-1/myheritage-stammbaume?itemId=298935431-4-4118&action=showRecord
  7. https://www.myheritage.de/research/collection-1/myheritage-stammbaume?itemId=298935431-4-4116&action=showRecord
  8. https://www.myheritage.de/research/collection-1/myheritage-stammbaume?itemId=298935431-4-4119&action=showRecord
  9. https://www.myheritage.de/research/collection-1/myheritage-stammbaume?itemId=298935431-4-4120&action=showRecord
  10. https://www.myheritage.de/research/collection-1/myheritage-stammbaume?itemId=298935431-4-4122&action=showRecord
  11. Wochenblatt für den Kreis Steinfurt vom 11. November 1882
  12. Amtliche Bekanntmachung der Eröffnung der Schlachterei im Wochenblatt für den Kreis Steinfurt vom 28. Juni 1884
  13. Lengericher Zeitung vom 10. Juli 1928
  14. 14,0 14,1 Tecklenburger Landbote vom 30. Dezember 1932
  15. Artikel "Alarm" in Ibbenbüren in: Tecklenburger Landbote vom 22. August 1932
  16. http://wiki.ibbtown.com/Rudolf_M%C3%BCller#Zeit_als_B.C3.BCrgermeister_w.C3.A4hrend_der_Zeit_von_1933_bis_1945
  17. 17,0 17,1 17,2 17,3 Freund, Susanne; Franz-Josef Jakobi; Peter Johanek, Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe, Band 1, S. 419
  18. Freund, Susanne; Franz-Josef Jakobi; Peter Johanek, Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe, Band 1, S. 418
  19. Lars Boesenberg, Jürgen Düttmann, Norbert Ortgies, Machtsicherung, Ausgrenzung, Verfolgung: Nationalsozialismus und Judenverfolgung in Ibbenbüren, mit einem Beitrag von Marlene Klatt und Rita Schlautmann-Overmeyer, Historischer Verein Ibbenbüren, S. 76
  20. 20,0 20,1 http://www.stadtmuseum-ibbenbueren.de/stadtgeschichte_stolpersteine.htm
  21. Helene "Lena" Wexseler war 1896 als Hausangestellte ihrer Tante Friederika, die auch die Tante Winklers war, nach Ibbenbüren gekommen, s. https://www.euer-name-lebt.de/
  22. Borrie, Maria von; Euer Name lebt: zur Geschichte der Juden in der Region Bersenbrück, S.117
  23. http://www.fleischerei-boergel.de/index.php?option=com_content&view=article&id=2&Itemid=3, Internetarchiv: https://web.archive.org/web/20130717050136/http://www.fleischerei-boergel.de/index.php?option=com_content&view=article&id=2&Itemid=3
  24. Josef Bröker (red.), Annette Kleinert (Red.), Brigitte Rieping-Seibold (Red.), 850 Jahre Ibbenbüren, Historischer Verein Ibbenbüren, 2. überarbeitete und erweiterte Ausgabe, 1997, S. 554
  25. Borrie, Maria von; Euer Name lebt: zur Geschichte der Juden in der Region Bersenbrück, S.205
  26. Elfi Pracht-Jörns, Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen: Regierungsbezirk Münster, J. P. Bachem Verlag, 2002, S.366
  27. 27,0 27,1 Lars Boesenberg, Jürgen Düttmann, Norbert Ortgies, Machtsicherung, Ausgrenzung, Verfolgung: Nationalsozialismus und Judenverfolgung in Ibbenbüren, mit einem Beitrag von Marlene Klatt und Rita Schlautmann-Overmeyer, Historischer Verein Ibbenbüren, S. 77
  28. http://www.yadvashem.org/yv/de/education/newsletter/02/book_ibbenburen.asp
  29. 29,0 29,1 Schlautmann-Overmeyer, Rita; Klatt, Malene; Ibbenbüren, in: Freund, Susamme; Jacobi, Franz-Josef; Johanek, Peter (Hrsg.): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe - Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Münster (Quellen und Forschungen zur jüdischen Geschichte in Westfalen, Bd. 2), Münster 2009, S. 412-429; hier: S. 418
  30. Das Zitat stammt aus dem Artikel Das alte Haus und die Juden in Ibbenbüren von August Ströhmer in der Ausgabe der Ibbenbürener Volkszeitung vom 22. Mai 1962; Friedrich Ernst Hunsche hält folgendes Zitat fest: "Ji häw't segt, man soll de Juden verfolten, dat häw ick daohn bet in't Graff.", in: Friedrch Ernst Hunsche, Bernhard Holwitt, Alt-Ibbenbüren, herausgegeben von der Ibbenbürener Volkszeitung, 2. Auflage, 1980, S. 184
  31. http://www.stadtmuseum-ibbenbueren.de/stadtgeschichte_aufsaetze_51.htm
  32. Friedrich Ernst Hunsche, Bernhard Holwitt, Alt-Ibbenbüren, herausgegeben von der Ibbenbürener Volkszeitung, 2. Auflage, 1980, S. 203