Mordfall Maria Wientjes (1902) und Musikverein Glückauf: Unterschied zwischen den Seiten

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Beim '''Mordfall Maria Wientjes''' handelt es sich um in einen [[:Kategorie:Kriminalfall | Kriminalfall]], bei dem 1902 in [[Ibbenbüren]] die 12-jährige Maria Wientjes (* 6. November 1889 in Ibbenbüren, † 2. August 1902 in Ibbenbüren) getötet wurde.
Der '''Musikverein "Glückauf" Anthrazit Ibbenbüren e.V.'''<ref>http://www.musikverein-glueckauf.de/</ref> ist ein Ibbenbürener Musikverein. Er wurde 2003 gegründet und ging aus dem ehemaligen Werksorchester der Preussag hervor. Der Musikverein setzt die bergmännische Tradition im Sinne des ehemaligen Werksorchesters fort.


== Berichterstattung in: Westfälischer Merkur Nr. 524 vom 20. Oktober 1906 ==
== Vorgeschichte der Bergkapelle ==
In Ibbenbüren hat die Preussag AG Kohle ihre Zeichen an den Horizont gesetzt. Der Bergbau, Hauptlebensader der heimischen Wirtschaft, gräbt Furchen in das Antlitz der Landschaft und der Menschen. Arbeit und Brot sind nicht der einzige Gewinn des oft harten Mühens. Die Stadt Ibbenbüren und ein weiter Umkreis werden bereichert durch eine musische Beigabe besonderer Art: die Bergkapelle. Mit einem in vielen Jahrzehnten ungebrochenen Engagement macht sie seit 1901 Musik für Viele.


"Bereits in seinem 15. Lebensjahr war der 1881 in Ibbenbüren geborene Angeklagte wegen eines Notzuchtdeliktes zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden, worauf weitere Vergehen folgten. Wie sich in der Verhandlung herausstellte, hatte der Angeklagte am Tag der Tat die vom Kommunionsunterricht in Ibbenbüren kommende Maria zu überreden gewusst, sich mit ihm am Wege niederzulassen. Hier fiel er über die Schülerin her, vergewaltigte sie und verletzte sie durch mehrere Messerstiche schwer. Als er sich von seinem Opfer abwandte, sah er noch die Kleine, die sich aufgerichtet hatte, wie sie ihm mit dem Finger drohte, sie ging noch etwa 30 Meter weit und sank dann tot zu Boden. Diesen Eindruck hat der Angeklagte nicht wieder vergessen können.
Der erste Anstoß fällt noch in das 18. Jahrhundert: Der Preußenkönig Friedrich Wilhelm Il. kam am 14. April 1786 auf der Rückreise vom Schloss Het Loo in Holland über den Schafberg. Er war jung in seinem Amt, hatte er doch erst vor wenigen Monaten den preußischen Thron bestiegen und nahm seine Pflichten noch ernst. Er folgte deshalb den Hinweisen, dass die Kohlengruben im Ibbenbürener Raum seit 1747 preußischer Staatsbesitz seien.


Er betäubte sein Gewissen durch Schnapsgenuss. Beinahe wäre man Pelstring schon eher auf die Schliche gekommen. Am Montag nach der Tat fand er sich auf seiner Arbeit im Haus „Langewiese" ein. Sein „verändertes Wesen" kam einem Arbeitskollegen verdächtig vor. Auch führte Pelstring sein Messer, das er sonst immer dabei hatte, diesmal nicht mit sich. Der Arbeitskollege meldete dies der Polizeibehörde, die auch eine Durchsuchung im Pelstring'sehen Haus veranlasste. Da aber nichts Verdächtiges gefunden wurde, stellte man die Untersuchungen ein. Nach der Mordtat genügte Pelstring seiner zweijährigen Militärpflicht, was dazu beigetragen haben mag, dass die Spur des Verbrechens so lange unentdeckt blieb. Der Mord an Maria Wientjes war aber nicht der einzige Punkt, den man Pelstring vor dem Schwurgericht anlastete. Er erwies sich auch als der Täter, der bereits im Juni 1902 bei Ibbenbüren einen Raubanfall auf Frau Heilemann ausgeführt hatte.
Zu seinem Empfang spielte eine Bergmannskapelle. Sicher wird er kritisch zugehört haben, war er doch ein begeisterter und wie man sagte, ausgezeichneter  Cellospieler. Was er wohl nicht erfahren hat, war, dass die Bergmannsmusiker auf Instrumenten spielten, die aus Münster geliehen waren. Man weiß nicht, ob sich der König über diesen musikalischen Gruß gefreut hat, den angetretenen Bergleuten jedenfalls gefiel er ausnehmend gut. Kein Wunder, dass sie sich beim Bergamt um die Bildung einer eigenen Kapelle bemühten. Von dort kam dann bald die nüchterne Mitteilung, eine solche Kapelle sei für die doch sehr kleine Belegschaft  sie zählte noch keine 200 Mann  zu teuer. Die Ibbenbürener Knappen sahen das ein, regten dann aber die Bildung eines Sängerchores an. Damit fanden sie, viele Jahre später, Zustimmung.


Der Angeklagte war ihr mit einem „starken Tannenast" gefolgt und mit den Worten über sie hergefallen: „Tut mir Euer Geld!" Als sich die Frau weigerte, schlug er mit dem Knüppel auf sie ein. Nach Erhalt des Geldes versuchte er, sein Opfer zu vergewaltigen, ließ aber schließlich davon ab und flüchtete. In der Meinung, es handelte sich um eine „reiche Mettinger Dame", näherte sich Pelstring am Abend des 5. April 1905 auf dem Treppkesberg der Gesellschafterin Maria Theis und belästigte sie. Da er Widerstand fand, griff er zum Messer und brachte ihr einen lebensgefährlichen Stich in die linke Hallsseite bei.
Da war 1842 das Angebot des Musiklehrers Aschepohl aus Borgholzhausen interessant. Er erklärte sich bereit, gegen Freikohlen, wie sie Bergleute erhalten, die Ausbildung der Mitglieder der Kapelle zu übernehmen. Daran wäre die Sache nicht gescheitert. Als dann aber die Kosten mit jährlich 160 Talern veranschlagt wurden, "nahm man von der Bildung einer Kapelle Abstand".


Zufällig befanden sich ein Gendarm und ein Kaufmann in der Nähe. Während sich Letzterer um die Überfallene kümmerte, nahm der Gendarm die Verfolgung des Täters auf, der ihm aber entkam. Nach den Aussagen von Frau Theis „konnte man den Unhold nur in der Person eines Bergmanns suchen". Ein Verdächtiger wurde längere Zeit inhaftiert, bis sich seine Unschuld herausstellte. Nach der Festnahme Pelstrings beraumte der Untersuchungsrichter einen dreitägigen Ortstermin in Ibbenbüren an. Die Besichtigung musste in der Bevölkerung bekannt geworden sein, denn am Bahnhof fand sich eine große Menschenmenge ein. Der Anblick der Massen verfehlte seine Wirkung auf den Angeklagten offensichtlich nicht. Nach der Inaugenscheinnahme des Tatortes im Falle Theis wandte er sich an den Untersuchungsrichter und legte, nachdem ein Fluchtversuch missglückt war, ein offenes Geständnis seiner Verbrechen ab. Obwohl sich Pelstring reumütig zeigte und auch einem Gefängniswärter in Ibbenbüren gegenüber das Geständnis wiederholte, machte er während seiner Haft einen weiteren Fluchtversuch. Er besorgte sich eine Schere und einen Meißel und versteckte sie in seinem Bett. Ehe er aber seinen Plan ausführen konnte, wurden die gestohlenen Sachen entdeckt. Diesen Fluchtversuch musste er mit fünf Tagen Dunkelarrest büßen.  
16 Jahre später wurde wieder die Gründung einer Musikkapelle wie auch die eines Bergsängerchores angeregt. Auch dieses Mal kam es nicht dazu; wohl wurden aber die für die Bildung einer Blaskapelle erforderlichen Instrumente angeschafft; das war wichtig.


Ein Gutachter, der Kreisarzt von Recklinghausen, sprach sich dahin aus, „dass der Angeklagte pervers angelegt sei und dem Sadismus huldige". Diese Ansicht teilte der Medizinalrat Heising nicht. Auch über die unmittelbare Todesursache des Schulmädchens gingen die Gutachten der Sachverständigen etwas auseinander. Der Wahrspruch der Geschworenen lautete „auf schuldig des Todschlags, des Mordversuchs und der räuberischen Erpressung im einheitlichen Zusammenhang mit Notzucht". Das Gericht erkannte auf die höchste gesetzlich zugelassene Strafe von 15 Jahren Zuchthaus. Als 1914 der Erste Weltkrieg begann, wurde er nur vorzeitig entlassen, um sofort als Soldat in den Krieg ziehen zu müssen. Danach galt seine Strafe als abgegolten und er zog von Ibbenbüren weg."<ref>Westfälischer Merkur Nr. 524 vom 20. Oktober 1906</ref>
Eine weitere Gelegenheit ergab sich vier Jahrzehnte später.


== Strafprozess ==
Im Jahre 1898 wurde der Kohlenbergbau am Piesberg bei Osnabrück eingestellt. Der dort beschäftigte Bergkapellmeister Willi Neugebauer erklärte sich bereit, mit seiner zehnköpfigen Kapelle nach Ibbenbüren zu kommen. Die Zahl der Musiker sah man in Ibbenbüren jedoch als zu gering an. Neugebauer wurde aufgefordert, seine Kapelle auf 14 Mann zu bringen und erneut eine Bewerbung vorzulegen. Im Januar des Jahres 1899 wurde ihm mitgeteilt, dass Hinderungsgründe gegen die Übernahme der Piesberger Kapelle vorlägen. Man hatte bei den Königlichen Steinkohlenbergwerken in Ibbenbüren andere Sorgen.
Am 19. Oktober 1906 musste sich Pelstring vor dem Münsteraner Schwurgericht verantworten.


== Literatur ==
Bürger, Udo: Westfälische Unterwelt: Historische Kriminalfälle und Hinrichtungen in Westfalen


== Weblinks ==
== Gründung der Bergkapelle ==
<ul><li>[http://www.stadtmuseum-ibbenbueren.de/stadtgeschichte_aufsaetze_22.htm Werner Suer: Kriminalfall "Maria Wientjes" von 1902]</li>
Die wirtschaftliche Lage nach der Jahrhundertwende war günstig. Der Ibbenbürener Steinkohlenbergbau hatte goldene Zeiten. Man riss sich förmlich um die Kohlen. Die Vergrößerung der Belegschaft brachte eine beträchtliche Steigerung der Förderung, des Kohlenabsatzes und auch der Gewinne, die der Staat einstrich.
<li>[http://g-bunt.de/index.php/nachrichten-leser/der-mord-an-maria-wientjes-in-ibbenbueren-im-jahre-1902.html Generation Bunt: Der Mord an Maria Wientjes in Ibbenbüren im Jahre 1902]</li></ul>
 
Die musikalische Szene im Raum Ibbenbüren war damals sehr belebt. Es bestanden um 1900: Die Weberkapelle, die 1886 gegründete Feuerwehrkapelle, die in den achtziger Jahren vom Besitzer der meisten Erzgruben im Laggenbecker Raum, dem Georgs Marien Bergwerks  und Hüttenverein, gegründete und unterhaltene Bergkapelle Perm. Letztere war zwar in Laggenbeck angesiedelt, spielte aber auch viel in der Stadt Ibbenbüren. Dann gab es noch den 1885 gegründeten Musikverein mit angeschlossenem Orchester, sowie den Posaunenchor des Evangelischen Männer  und Jünglingsvereins.
 
Dennoch gelang die Gründung der Bergkapelle der Ibbenbürener Steinkohlenbergwerke.
 
Oberbergrat Richard Salomon beauftragte den beim Werk als Materialsteiger angestellten ehemaligen Militärmusiker Hermann Boshart damit, die instrumentale Ausbildung musikalisch besonders interessierter Werkskameraden zu übernehmen.
 
Am 20. Oktober 1901 hielt Boshart mit 19 Bergleuten im Zechenhaus des Von der Heydt Schachtes die erste Probe ab.
 
Die Werksleitung stellte zusätzlich für die Hauptstimmen der neuen Bergkapelle befähigte Musiker ein, die mit leichteren Arbeiten beschäftigt wurden.
 
Nach genügender Vorbereitung trat die neugebildete Kapelle an die Öffentlichkeit. Gelegenheit dazu gab es genug. Die Ibbenbürener Bergmusiker trugen in der Folge kräftig dazu bei, den Zeitraum bis zum 1. Weltkrieg zu einer hohen Zeit der Blasmusik zu machen.
 
== Werksorchester==
Nach dem 2. Weltkrieg bekam der Dirigent Helmut Westenhoff den Auftrag, neben der Blaskapelle auch ein Streichorchester zu gründen. Unter allen Werksorchestern hatte die Ibbenbürener Zeche somit als einzige ein Symphonieorchester. Die Qualität des Orchesters hatte sich in kurzer Zeit so sehr gesteigert, dass bei vielen Wettbewerben erste Preise errungen wurden. Im Laufe der Zeit wurde zusätzlich eine Bigband gegründet, die ebenfalls Hervorragendes leistete. Die Professionalität dieser drei Orchesterformationen wurde auch durch Einsätze bei Veranstaltungen der Hauptverwaltung der PREUSSAG in Hannover (z.B. Messeeröffnung), bei Auftritten im Rundfunk und Fernsehen (z.B. in der Halle Münsterland) oder bei Aufführungen der Freilichtbühne in Tecklenburg unterstrichen.
 
== Der Musikverein==
Im Laufe der Zelt wurden immer mehr musikalisch interessierte Laien in das Orchester aufgenommen. Deshalb wurde 2003 der Musikverein „Glückauf“ Anthrazit Ibbenbüren e.V. gegründet, der sich in der Satzung verpflichtete, die bergmännische Tradition im Sinne des ehemaligen Werksorchesters fortzusetzen. So wurden die Konzerte für die Belegschaftsmitglieder, die musikalische Gestaltung der jährlichen Barbaramesse, der Jubilarehrungen oder Weihnachtsfeiern sowie weitere Veranstaltungen der Deutschen Steinkohle (DSK, ab Januar 2008 RAG GmbH) wie etwa „Frühschoppenkonzerte" in der hiesigen Region weiterhin vom Musikverein übernommen, wie auch das Mitwirken bei Chor- und Kirchenkonzerten, und auch bei Veranstaltungen der Stadt Ibbenbüren und regionalen Vereinen. Weitere Schwerpunkte der musikalischen Arbeit sind Kontakte zu anderen Orchestern in Deutschland (z.B. in Zwickau oder in Hückelhoven) und im benachbarten Ausland (z.B. in Söll / Österreich).
 
== Ensemble ==
Der Verein besteht aus drei Abteilungen: dem Sinfonieorchester, dem Blasorchester und dem Steigerchor. Insgesamt hat der Musikverein 150 Mitglieder. Davon sind 100 im Blasorchester und Sinfonieorchester und 50 im Steigerchor.
 
Das Blasorchester wurd bis 2014 von Stefan Schomaker geleitet auf ihn folgte Georg Stührmann<ref>http://www.musikverein-glueckauf.de/verein/dirigent-stefan-schomaker/</ref>. Das Sinfonieorchester wurde bis 2014 von Stefan Ostendorf geleitet, auf ihn folgte Christopher Wasmuth<ref>http://www.musikverein-glueckauf.de/verein/sinfonieorchester/</ref>. Den Steigerchor leitet Heinz Neumann<ref>http://www.musikverein-glueckauf.de/verein/steigerchor/</ref>..
 
== Feierabend-Konzert ==
Die Feierabendsaison umfasst drei Konzerte von Blas- und Sinfonieorchester. Dies können Konzerte im Bürgerhaus ibbenbüren sein, aber auch Kirchenkonzerte.
 
== Verbindung zu Schalke 04 ==
2013<ref>http://www.youtube.com/watch?v=7FpvOsj_-to</ref> und 2014<ref>http://www.musikverein-glueckauf.de/aktuelles/details/jahreshauptversammlung_schalke-1/</ref> trat der Musikverein bei der Hauptversammlung des FC Schalke 04 auf.


== Einzelverweise ==
== Einzelverweise ==
<references />[[Category:Kriminalfall]]
<references /> [[Category:Musik]][[Category:Orchester]][[Category:Verein]]

Version vom 23. November 2017, 09:54 Uhr

Der Musikverein "Glückauf" Anthrazit Ibbenbüren e.V.[1] ist ein Ibbenbürener Musikverein. Er wurde 2003 gegründet und ging aus dem ehemaligen Werksorchester der Preussag hervor. Der Musikverein setzt die bergmännische Tradition im Sinne des ehemaligen Werksorchesters fort.

Vorgeschichte der Bergkapelle

In Ibbenbüren hat die Preussag AG Kohle ihre Zeichen an den Horizont gesetzt. Der Bergbau, Hauptlebensader der heimischen Wirtschaft, gräbt Furchen in das Antlitz der Landschaft und der Menschen. Arbeit und Brot sind nicht der einzige Gewinn des oft harten Mühens. Die Stadt Ibbenbüren und ein weiter Umkreis werden bereichert durch eine musische Beigabe besonderer Art: die Bergkapelle. Mit einem in vielen Jahrzehnten ungebrochenen Engagement macht sie seit 1901 Musik für Viele.

Der erste Anstoß fällt noch in das 18. Jahrhundert: Der Preußenkönig Friedrich Wilhelm Il. kam am 14. April 1786 auf der Rückreise vom Schloss Het Loo in Holland über den Schafberg. Er war jung in seinem Amt, hatte er doch erst vor wenigen Monaten den preußischen Thron bestiegen und nahm seine Pflichten noch ernst. Er folgte deshalb den Hinweisen, dass die Kohlengruben im Ibbenbürener Raum seit 1747 preußischer Staatsbesitz seien.

Zu seinem Empfang spielte eine Bergmannskapelle. Sicher wird er kritisch zugehört haben, war er doch ein begeisterter und wie man sagte, ausgezeichneter Cellospieler. Was er wohl nicht erfahren hat, war, dass die Bergmannsmusiker auf Instrumenten spielten, die aus Münster geliehen waren. Man weiß nicht, ob sich der König über diesen musikalischen Gruß gefreut hat, den angetretenen Bergleuten jedenfalls gefiel er ausnehmend gut. Kein Wunder, dass sie sich beim Bergamt um die Bildung einer eigenen Kapelle bemühten. Von dort kam dann bald die nüchterne Mitteilung, eine solche Kapelle sei für die doch sehr kleine Belegschaft sie zählte noch keine 200 Mann zu teuer. Die Ibbenbürener Knappen sahen das ein, regten dann aber die Bildung eines Sängerchores an. Damit fanden sie, viele Jahre später, Zustimmung.

Da war 1842 das Angebot des Musiklehrers Aschepohl aus Borgholzhausen interessant. Er erklärte sich bereit, gegen Freikohlen, wie sie Bergleute erhalten, die Ausbildung der Mitglieder der Kapelle zu übernehmen. Daran wäre die Sache nicht gescheitert. Als dann aber die Kosten mit jährlich 160 Talern veranschlagt wurden, "nahm man von der Bildung einer Kapelle Abstand".

16 Jahre später wurde wieder die Gründung einer Musikkapelle wie auch die eines Bergsängerchores angeregt. Auch dieses Mal kam es nicht dazu; wohl wurden aber die für die Bildung einer Blaskapelle erforderlichen Instrumente angeschafft; das war wichtig.

Eine weitere Gelegenheit ergab sich vier Jahrzehnte später.

Im Jahre 1898 wurde der Kohlenbergbau am Piesberg bei Osnabrück eingestellt. Der dort beschäftigte Bergkapellmeister Willi Neugebauer erklärte sich bereit, mit seiner zehnköpfigen Kapelle nach Ibbenbüren zu kommen. Die Zahl der Musiker sah man in Ibbenbüren jedoch als zu gering an. Neugebauer wurde aufgefordert, seine Kapelle auf 14 Mann zu bringen und erneut eine Bewerbung vorzulegen. Im Januar des Jahres 1899 wurde ihm mitgeteilt, dass Hinderungsgründe gegen die Übernahme der Piesberger Kapelle vorlägen. Man hatte bei den Königlichen Steinkohlenbergwerken in Ibbenbüren andere Sorgen.


Gründung der Bergkapelle

Die wirtschaftliche Lage nach der Jahrhundertwende war günstig. Der Ibbenbürener Steinkohlenbergbau hatte goldene Zeiten. Man riss sich förmlich um die Kohlen. Die Vergrößerung der Belegschaft brachte eine beträchtliche Steigerung der Förderung, des Kohlenabsatzes und auch der Gewinne, die der Staat einstrich.

Die musikalische Szene im Raum Ibbenbüren war damals sehr belebt. Es bestanden um 1900: Die Weberkapelle, die 1886 gegründete Feuerwehrkapelle, die in den achtziger Jahren vom Besitzer der meisten Erzgruben im Laggenbecker Raum, dem Georgs Marien Bergwerks und Hüttenverein, gegründete und unterhaltene Bergkapelle Perm. Letztere war zwar in Laggenbeck angesiedelt, spielte aber auch viel in der Stadt Ibbenbüren. Dann gab es noch den 1885 gegründeten Musikverein mit angeschlossenem Orchester, sowie den Posaunenchor des Evangelischen Männer und Jünglingsvereins.

Dennoch gelang die Gründung der Bergkapelle der Ibbenbürener Steinkohlenbergwerke.

Oberbergrat Richard Salomon beauftragte den beim Werk als Materialsteiger angestellten ehemaligen Militärmusiker Hermann Boshart damit, die instrumentale Ausbildung musikalisch besonders interessierter Werkskameraden zu übernehmen.

Am 20. Oktober 1901 hielt Boshart mit 19 Bergleuten im Zechenhaus des Von der Heydt Schachtes die erste Probe ab.

Die Werksleitung stellte zusätzlich für die Hauptstimmen der neuen Bergkapelle befähigte Musiker ein, die mit leichteren Arbeiten beschäftigt wurden.

Nach genügender Vorbereitung trat die neugebildete Kapelle an die Öffentlichkeit. Gelegenheit dazu gab es genug. Die Ibbenbürener Bergmusiker trugen in der Folge kräftig dazu bei, den Zeitraum bis zum 1. Weltkrieg zu einer hohen Zeit der Blasmusik zu machen.

Werksorchester

Nach dem 2. Weltkrieg bekam der Dirigent Helmut Westenhoff den Auftrag, neben der Blaskapelle auch ein Streichorchester zu gründen. Unter allen Werksorchestern hatte die Ibbenbürener Zeche somit als einzige ein Symphonieorchester. Die Qualität des Orchesters hatte sich in kurzer Zeit so sehr gesteigert, dass bei vielen Wettbewerben erste Preise errungen wurden. Im Laufe der Zeit wurde zusätzlich eine Bigband gegründet, die ebenfalls Hervorragendes leistete. Die Professionalität dieser drei Orchesterformationen wurde auch durch Einsätze bei Veranstaltungen der Hauptverwaltung der PREUSSAG in Hannover (z.B. Messeeröffnung), bei Auftritten im Rundfunk und Fernsehen (z.B. in der Halle Münsterland) oder bei Aufführungen der Freilichtbühne in Tecklenburg unterstrichen.

Der Musikverein

Im Laufe der Zelt wurden immer mehr musikalisch interessierte Laien in das Orchester aufgenommen. Deshalb wurde 2003 der Musikverein „Glückauf“ Anthrazit Ibbenbüren e.V. gegründet, der sich in der Satzung verpflichtete, die bergmännische Tradition im Sinne des ehemaligen Werksorchesters fortzusetzen. So wurden die Konzerte für die Belegschaftsmitglieder, die musikalische Gestaltung der jährlichen Barbaramesse, der Jubilarehrungen oder Weihnachtsfeiern sowie weitere Veranstaltungen der Deutschen Steinkohle (DSK, ab Januar 2008 RAG GmbH) wie etwa „Frühschoppenkonzerte" in der hiesigen Region weiterhin vom Musikverein übernommen, wie auch das Mitwirken bei Chor- und Kirchenkonzerten, und auch bei Veranstaltungen der Stadt Ibbenbüren und regionalen Vereinen. Weitere Schwerpunkte der musikalischen Arbeit sind Kontakte zu anderen Orchestern in Deutschland (z.B. in Zwickau oder in Hückelhoven) und im benachbarten Ausland (z.B. in Söll / Österreich).

Ensemble

Der Verein besteht aus drei Abteilungen: dem Sinfonieorchester, dem Blasorchester und dem Steigerchor. Insgesamt hat der Musikverein 150 Mitglieder. Davon sind 100 im Blasorchester und Sinfonieorchester und 50 im Steigerchor.

Das Blasorchester wurd bis 2014 von Stefan Schomaker geleitet auf ihn folgte Georg Stührmann[2]. Das Sinfonieorchester wurde bis 2014 von Stefan Ostendorf geleitet, auf ihn folgte Christopher Wasmuth[3]. Den Steigerchor leitet Heinz Neumann[4]..

Feierabend-Konzert

Die Feierabendsaison umfasst drei Konzerte von Blas- und Sinfonieorchester. Dies können Konzerte im Bürgerhaus ibbenbüren sein, aber auch Kirchenkonzerte.

Verbindung zu Schalke 04

2013[5] und 2014[6] trat der Musikverein bei der Hauptversammlung des FC Schalke 04 auf.

Einzelverweise