Arie Möhlmann

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Arie Möhlmann (geboren als Arie Erpenbeck am 10. April 1915 in Ibbenbüren[1], gestorben am 1. Oktober 1989 in Berlin[2]) war ein deutscher Buchbinder, Konditor und SS-Hauptsturmführer[1] (SS-Nr. 165026[3]). Er war NSDAP-Mitglied mit der Nr. 3568708[3]. Er gehörte zum Personal des Konzentrationslagers Auschwitz[4].

Biographie

 
Archiv-Karteikarte von Arie Möhlmann

Arie Möhlmann wurde am 10. April 1915 als Sohn des Kataster-Inspektors Carl Maiß und Helene Erpenbeck (geboren am 21. September 1897, gestorben am 9. Dezember 1979 in Ibbenbüren)[5] geboren. Seine Mutter heiratete Gerhard Möhlmann[6], der ihn adoptierte. Arie Möhlmann besuchte die Volksschule in Ibbenbüren. Bei Kaplan Bernhard Brinkmann bekam er Schießunterricht.[7] Später besuchte er die Handelsschule in Osnabrück. Dort absolvierte er eine Lehre als Buchbinder. Er trat 1931 in die Hitler-Jugend ein und trat am 1. März 1933 in die Allgemeine SS über[2]. Vom 12. September 1934 bis zum 30. März 1936 gehörte Möhlmann der Leibstandarte SS Adolf Hitler in Berlin an. Daraufhin wurde er zur SS-Junkerschule nach Braunschweig versetzt. Diese verließ er am 30. September 1936, um die Bäckerei seines Großvaters in Ibbenbüren weiter zu führen.

 
Anzeige des Café Möhlmann in der Ibbenbürener Volkszeitung vom 18. Dezember 1937

Am 19. Dezember 1937 eröffnete Möhlmann das Café Möhlmann an der Adolf-Hitler-Straße 1 (später Große Straße 1) in Ibbenbüren[8]. An der selben Adresse befand sich das Geschäft Zigarrenhaus Möhlmann.

 
Vermählungsanzeige von Arie und Martha Möhlmann in der Ibbenbürener Volkszeitung vom 10. Dezember 1941

Seit dem 26. August 1939 gehörte Arie Möhlmann der SS-Verfügungsdivision "Germania" an.[9] Von spätestens März 1940[10] bis Juni 1941 war er als Kompanieführer der 1. SS-Wachkompanie (nach eigener Angabe Zugführer des 1. SS-Wachbataillons, das zur 3. SS-Wachkompanie gehörte) im Konzentrationslager Auschwitz[1]. Kommandant des Konzentrationslager Auschwitz war zu der Zeit Rudolf Höß, Möhlmanns Vorgesetzer als Chef des Wachbataillons war Arthur Plorin[11] Im August 1940 verlobte er sich mit Martha Knippel (geboren am 11. Oktober 1914, gestorben am 28. September 1973)[12], die er am 10. Oktober 1941 heiratete[13].[14] Beide bekamen einen Sohn. Nach seiner Zeit in Auschwitz wurde Möhlmann zur SS-Kurierstelle Rastenburg berufen und von dort bis 1944 als Verbindungsoffizier der Waffen-SS zum Oberbefehlshaber West in Frankreich. Am 20. April 1941 wurde er zum SS-Untersturmführer [15] und am 30. Januar 1943 zum SS-Obersturmführer befördert[16][17]. 1944 wurde Möhlmann Mitarbeiter im SS-Führungshauptamt. Am 30. Januar 1945 wurde er zum SS-Hauptsturmführer der Waffen-SS befördert[2]. Er kam nach dem Krieg in englische Gefangenschaft, aus der er Ende 1945 entlassen wurde.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs führte er sein Geschäft in Ibbenbüren weiter[1][18]. Dort zählte er im Juni 1956 zu den Mitbegründern des Briefmarkensammler-Verein Ibbenbüren.[19] Nach dem Tod seiner ersten Frau Martha heiratete er Margarete Henrich (geboren am 23. Juli 1923, gestorben am 4. März 1979 in Ibbenbüren)[20]. Mit ihr organisierte er einen Jugendkreis in der evangelischen Matthäus-Gemeinde.[21] Nach dem Tod seiner zweiten Frau übernahm er ihre Aufgabe als Kassierer beim Tierschutzverein Ibbenbüren.[22] Später heiratete er Lieselott Dahmann (geboren am 28. April 1916 in Osnabrück, gestorben am 24. Dezember 2003 in Berlin)[23] und lebte mit ihr in der Mühlenfeldstr. 35 in Berlin.[2]

Vernehmung im ersten Frankfurter Auschwitzprozess

 
1. Seite des Protokolls der Vernehmung von Arie Möhlmann am 28.3.1961
 
2. Seite des Protokolls der Vernehmung von Arie Möhlmann am 28.3.1961
 
3. Seite des Protokolls der Vernehmung von Arie Möhlmann am 28.3.1961

Am 28. März 1961 wurde wurde Arie Möhlmann vom Oberstaatsanwalt des Landgerichts Frankfurt am Main Hanns Großmann im ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess (Strafverfahren gegen Robert Mulka u.a., Az.4 Ks 2/63, Landgericht Frankfurt am Main, Vernehmungsprotokoll 8212–8214) vernommen[24].

Zitate

„Am 1.3.33 bin ich von der Hitlerjugend in die Allg.-SS übergetreten und war auch seit dieser Zeit Mitglied der NSDAP.“

„Bei den SS-Leuten, die von mir ausgebildet wurden, handelte es sich meistens um Österreicher.“

„Mir ist während meiner Zeit in Auschwitz nicht bekannt geworden, daß in Auschwitz Häftlinge erschossen wurden.“ [25][1]

Im November 1940 wurden in der Nähe des Konzentrationslagers Auschwitz erstmals 40 Gefangene in einer Kiesgrube erschossen.[26]

Auszeichnungen

Möhlmann wurde mit dem Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse mit Schwertern, dem SA-Sportabzeichen in Bronze, dem Deutschen Reichssportabzeichen in Bronze, dem Goldenen HJ-Ehrenzeichen und dem Julleuchter ausgezeichnet[17].

Trivia

  • Arie Möhlmann war ab 1985 Mitglied der Arge Danzig[27]. Anlässlich seines Todes schreibt der Verein:

„Wir werden die Verstorbenen in angenehmer Erinnerung behalten!“

  • Seine Ehefrau Lieselott war eine ausgezeichnete Schwimmerin und sollte an den Olympischen Sommerspielen 1936 in Berlin teilnehmen, was aber an einer Verletzung scheiterte[28].

Einzelverweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Ernst Klee, Auschwitz. Täter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde. Ein Personenlexikon, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2013 (Ebook ohne genaue Seitenangabe)
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 http://www.tenhumbergreinhard.de/1933-1945-taeter-und-mitlaeufer/1933-1945-biografien-m/moehlmann-arie.html
  3. 3,0 3,1 http://www.dws-xip.pl/reich/biografie/numery/numer165.html
  4. http://pl.wikipedia.org/wiki/Personel_Auschwitz-Birkenau
  5. Todesanzeige zu Helene Möhlmann in der Ausgabe der Ibbenbürener Volkszeitung vom 11. Dezember 1979
  6. Todesanzeige zu Gerhard Möhlmann in der Ausgabe der Ibbenbürener Volkszeitung vom 14. Juni 1962
  7. Friedrich Ernst Hunsche, Bernhard Holwitt, Alt-Ibbenbüren, herausgegeben von der Ibbenbürener Volkszeitung, 2. Auflage, 1980, S. 180
  8. Ausgabe der Ibbenbürener Volkszeitung vom 1. Januar 1939
  9. Wacław Długoborski, Franciszek Piper, Auschwitz, 1940-1945: Studien zur Geschichte des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz, Band 1, Verlag des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau, 1999, S. 344
  10. Wacław Długoborski, Franciszek Piper, Auschwitz, 1940-1945: Studien zur Geschichte des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz, Band 1, Verlag des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau, 1999, S. 343
  11. http://www.tenhumbergreinhard.de/1933-1945-taeter-und-mitlaeufer/1933-1945-biografien-p/plorin-arthur.html
  12. Ausgabe der Ibbenbürener Volkszeitung vom 1. Oktober 1973
  13. ; Ausgabe der Ibbenbürener Volkszeitung vom 16. Oktober 1971; s.a. Ausgabe der Ibbenbürener Volkszeitung vom 12. Oktober 1966
  14. Ausgabe der Ibbenbürener Volkszeitung vom 21. August 1940
  15. Norbert Frei (Ed.) et al, Darstellungen und Quellen zur Geschichte von Auschwitz, Band 1: Standort- und Kommandaturbefehle des Konzentrationslagers Auschwitz 1940-1945, K.G. Saur Verlag, München 2000, S. 33
  16. http://www.tenhumbergreinhard.de/1933-1945-taeter-und-mitlaeufer-teil-2/1933-1945-biografien-men/moehlmann-arie.html
  17. 17,0 17,1 http://pamiec.pl/pa/form/r214451655,MHLMANN.html
  18. http://www.stadtmuseum-ibbenbueren.de/ibbenbueren_gestern_heute_grosse_strasse.htm
  19. Briefmarken-Verein feiert Jubiläum in der Ausgabe der Ibbenbürener Volkszeitung vom 17. August 1996
  20. Todesanzeige zu Margarete Möhlmann in der Ausgabe der Ibbenbürener Volkszeitung vom 6. März 1979
  21. Artikel Dank an den Jugendkreis in der Ausgabe der Ibbenbürener Volkszeitung vom 4. Dezember 1974
  22. Bernhard Hollwitt, Viel Unterstützung für den Tierschutzverein in der Augabe der Ibbenbürener Volkszeitung vom 9. April 1979
  23. Ernst Hunsicker, Erinnerungen an Kinder- und Jugendjahre in Wort und Bild: Eine Zeit im Kontext mit historischen Ereignissen, 1. Auflage: disserta Verlag, 2014, 2. überarbeitete und ergänzte Auflage: Grin Verlag, 2018, hier: 1. Auflage S. 17, s.a. https://books.google.de/books?id=ICUYBQAAQBAJ&pg=PA17&lpg=PA17&dq=arie+möhlmann+a&source=bl&ots=AOiRrXdL-6&sig=ACfU3U0NoFWps0wjdQxXBc_qzCLjRddIRA&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjrsuKbzObpAhWGGuwKHXonCzkQ6AEwDHoECAoQAQ#v=onepage&q=arie%20möhlmann%20olympia&f=false
  24. http://www.auschwitz-trial-frankfurt.hessen.de/img/06/Findbuch_Auschwitz-Prozess_MoW_2016-11-17.pdf
  25. Auschwitz-Verfahren, Bl. 8212ff.
  26. https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Auschwitz_I_(Stammlager)#T%C3%B6tung_und_Vernichtung
  27. https://www.danzig.org/galerie/7/?cat_id=1076&gallery-img-id=16108
  28. Ernst Hunsicker, Kindheits- und Jugenderinnerungen, Grin Verlag, S. 18