Ernst Rosenthal

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Ernst Rosenthal wurde am 14.3.1907 in Ibbenbüren als fünftes Kind von neun Geschwistern geboren. Er war der einzige aus seiner Familie, der trotz Deportati- on dem Völkermord entkam. Zwei seiner Geschwister hatten sich durch Flucht nach Chile gerettet. Die Eltern und sechs Geschwister wurden ermordet. Ernst lebte seit 1922 wechselnd in Hamburg und Ibbenbüren. 1932 ging auch er nach Amsterdam, 1933 der Rest der Familie. Ab da lebte niemand mehr aus dieser Familie in Ibbenbüren. Ernst war 1980 zu Besuch in Ibbenbüren und sprach mit Frau Rieping von der IVZ und mit Frau Althoff, die Expertin in Fragen der Ibben- bürener Juden ist. Die Aufzeichnungen über dieses Treffen waren aber sehr unklar. Bei heutigen Nach- forschungen, u. a. einem Besuch in Bergen-Belsen, wurde einiges klarer. Die ganze Familie stand dort im Gedenkbuch. Und der Transport am 7.4.1945 mit Ziel Theresienstadt war dort verzeichnet. Wahrscheinlich war jemandem wie Ernst, dessen Leben in letzter Mi- nute gerettet wurde, vieles davon nicht wichtig, oder es wurde einfach verdrängt. Ernst hatte Marianne Peeper in Amsterdam 1935 ge- heiratet und hatte mit ihr zwei Kinder: Regine oder Regina, geb. 1936 in Baarn und Gerrit, geb. 1939 in Amsterdam. 1943 wurde die ganze Familie in Wester- bork interniert. Deportiert wurden sie am 16.2.1944 ins Konzentrationslager Bergen-Belsen. Nachdem der Bruder von Marianne an die Nazis 120.000 Gulden gezahlt hatte, kamen sie ins Austauschlager. Hier wa- ren Juden, die mit Devisen gegen deutsche Kriegsge- fangene u. a. ausgetauscht wurden; sie wurden erst einmal pfleglicher behandelt. Als die Britische Armee schon fast das Lager erreicht hatte, wurden 6.800 von ihnen in drei Züge verladen, die in Richtung The- resienstadt gingen. Nur ein Zug kam dort an und trug das Fleckfieber ins Lager. Der „verlorene Zug“ wurde in der Nähe von Tröbitz von der sowjetischen Armee gefunden und die Insassen sofort versorgt, v. a. me- dizinisch. Der Zug, in dem Ernst und Familie waren, blieb in Farsleben bei Magdeburg am 12. April 1945 liegen und wurde am 13.4. von den Amerikanern ge- öffnet. Im April 2020 sollte an der Bahnstrecke ein Denkmal gesetzt werden. Das verhinderte die Coro- na-Pandemie. Die Menschen aus dem „gestrande- ten Zug“ wurden in die NS-Heeresversuchsanstalt in Hillerleben gebracht. Dort wurde die Kaserne ge- räumt oder war bereits leer, es gab alles, was dur- stige, hungrige, verdreckte, kranke und auch ster- bende Menschen brauchten. Alle hatten Fleckfieber oder Typhus, viele von ihnen waren schon während der Zugfahrt gestorben und sind neben den Gleisen beerdigt worden. Ernst Rosenthal hat in den Orts- angaben Rätselhaftes und über die Zugfahrt wenig, eigentlich nichts berichtet. Eine andere Überlebende sagte später, es sei ein Blick in die Hölle gewesen. Ab hier setzten die Erinnerungen Ernst Rosenthals wie- der ein. Über die Versorgung und den späteren Trans- port nach Amsterdam hat er berichtet. 1953 wurde er Bürger der Niederlande. Er starb am 18.6.1983. Seine Kinder Regina Groenteman-Rosenthal und Gerrit Ro- senthal leben vermutlich in den Niederlanden