Isaak Winkler: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Ibbtown Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
(Weiterleitung nach Isack Winkler erstellt)
Markierung: Neue Weiterleitung
 
(7 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:IsaakWinkler.gif|109px|thumb|right|Isaak Winkler]]'''Isaak Meyer<ref>Gertrud Althoff, ''Zwei jüdische Kaufleute im 18. Jahrhundert'', in: Josef Bröker (red.), Annette Kleinert (Red.), Brigitte Rieping-Seibold (Red.), ''850 Jahre Ibbenbüren'', Historischer Verein Ibbenbüren, 2. überarbeitete und erweiterte Ausgabe, 1997, S. 267-296, hier: S. 289</ref> Winkler''' (geboren am [[24. April]] [[1859]] in [[Ibbenbüren]], gestorben am [[13. Februar]] [[1937]] in Ibbenbüren<ref>http://alt.heiligkreuz.info/gemeinde/public/inhalt.php?id_artikel=160</ref>) war ein deutscher Metzgermeister und Geschäftsmann jüdischen Glaubens.
#REDIRECT [[Isack Winkler]]
 
== Leben ==
Isaak Winkler wurde am 24. April 1859 als Sohn von Jüdchen Ester Winkler (geboren als Tochter von Moses David Winkler (geboren im Februar 1775 in Tecklenburg, gestorben am 19. September 1847 in Ibbenbüren) und Julchen Isaak "Gütte" Winkler (geboren am 18. August 1797 in Ibbenbüren, gestorben am 7. April 1865 in Ibbenbüren) am 16. September 1824 in Ibbenbüren, Todesdatum unbekannt) in Ibbenbüren geboren. Er war der Neffe von David Moses Winkler (geboren am 17. September 1813 in Emsdetten, gestorben am 29. Dezember 1864 in Ibbenbüren)<ref>https://www.myheritage.de/research/collection-1/myheritage-stammbaume?itemId=298935431-4-4114&action=showRecord</ref>, Emelie Amalie "Malchen" Versteeg (geboren am 8. Juli 18181 in Ibbenbüren, verheiratete ca. 1840 mit Meyer Nathan Versteeg, gestorben am 3. Oktober 1889 in Haaksbergen)<ref>https://www.myheritage.de/research/collection-1/myheritage-stammbaume?itemId=298935431-4-4061&action=showRecord</ref>, Röschen Winkler (geboren am 15. Oktober 1820, Todesdatum unbekannt)<ref>https://www.myheritage.de/research/collection-1/myheritage-stammbaume?itemId=298935431-4-4115&action=showRecord</ref> und Salomon Moses Winkler (geboren am 8. Dezember 1821 in Ibbenbüren, verheiratet mit Friederika Winkler (geboren als ''Friederika Sander'' am 9. Dezember 1863, gestorben am 16. Januar 1904 in Ibbenbüren)<ref>https://www.myheritage.de/research/collection-1/myheritage-stammbaume?itemId=298935431-4-4116&action=showRecord</ref>. Er war der Cousin der Kinder von Salomon Moses Winkler: Moses Moritz Winkler (geboren am 9. September 1864 in Ibbenbüren, gestorben am 28. Januar 1937 in Ahaus)<ref>https://www.myheritage.de/research/collection-1/myheritage-stammbaume?itemId=298935431-4-4119&action=showRecord</ref>, Jettchen Winkler (geboren am 5. März 1866 in Ibbenbüren)<ref>https://www.myheritage.de/research/collection-1/myheritage-stammbaume?itemId=298935431-4-4120&action=showRecord</ref>, [[Ida Koppel]], Rieka Winkler (geboren am 19. Oktober 1869 in Ibbenbüren, gestorben am 14. Juni 1893 in Ibbenbüren)<ref>https://www.myheritage.de/research/collection-1/myheritage-stammbaume?itemId=298935431-4-4122&action=showRecord</ref> und [[David Winkler]]. Er war der "Onkel"<ref>Der Name rüht wohl daher, dass er mit Helene Wexsler zusammen lebte, die die Schwester von Julius Wexseler, dem Vater von Alexander, gewesen sein könnte.</ref> von [[Alexander Wexseler]].
 
=== Repressalien und Unterstützung während der Zeit 1930 bis 1935 ===
 
==== Unterstützung durch den Bürgermeister Müller ====
Der von 1922 bis 1945 amtierende Bürgermeister [[Rudolf Müller]] wandte sich gegen Boykott-Aufrufe gegen Winkler und kaufte am 1. März 1933 bei ihm ein, obwohl einen Tag zuvor vor Käufen gewarnt wurde, da Käufer gefilmt und namentlich auf Listen ausgehängt wurden<ref>http://wiki.ibbtown.com/Rudolf_M%C3%BCller#Zeit_als_B.C3.BCrgermeister_w.C3.A4hrend_der_Zeit_von_1933_bis_1945</ref>. Derartige Bilder wurden am 30. Juli 1935 in [https://de.wikipedia.org/wiki/Der_St%C3%BCrmer#%E2%80%9ESt%C3%BCrmer%E2%80%9C-K%C3%A4sten Stürmer-Kästen] gezeigt<ref name="freund">Freund, Susanne; Franz-Josef Jakobi; Peter Johanek, ''Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe, Band 1'', S. 419</ref>.
 
==== August 1935 ====
<blockquote>''Im August 1935 wurden vor den Metzgereien Goldschmidt und Winkler Schilder mit diffamierenden und potentielle Kunden warnenden Aufschriften aufgestellt.''<ref name="freund2">Freund, Susanne; Franz-Josef Jakobi; Peter Johanek, ''Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe, Band 1'', S. 418</ref></blockquote>
==== Petition für Winkler ====
Am 3. August 1935 erreichte den Landrat Dr. Meyer-Nieberg ein Schreiben des Central-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens. Darin wurden die Boykott-Aktionen gegen Metzger Winkler beklagt und Sanktionen gefordert: „Diese Eingriffe stehen in eindeutigem Gegensatz zu den wiederholten Erlassen der Reichsregierung (…) Nicht unerwähnt möchten wir lassen, dass nach uns zuteil gewordenen (sic!) Bericht der Metzger Winkler in Ibbenbüren den besten Ruf und ein grosses Ansehen geniesst (…)“ Von der zuständigen Behörde wurde der Brief mit dem internen Vermerk „Dann sollen sie doch auswandern!“ versehen.<ref>Lars Boesenberg, Jürgen Düttmann, Norbert Ortgies, ''Machtsicherung, Ausgrenzung, Verfolgung: Nationalsozialismus und Judenverfolgung in Ibbenbüren, mit einem Beitrag von Marlene Klatt und Rita Schlautmann-Overmeyer'', Historischer Verein Ibbenbüren, S. 76</ref>
 
==== Geschäftsaufgabe ====
 
[[Datei:HeleneWexseler.gif|134px|thumb|right|Helene Wexseler (geb. 13.08.1874 in Bersenbrück, gest. 19.07.1934 in Ibbenbüren)]]1935 war die antisemitische Bedrohungslage für Winkler
 
<blockquote>''so drastisch, dass Winkler sich 1935 veranlasst sah, die Geschäftsführung an seinen Altgesellen Clemens Bosse abzugeben.''<ref name="stm">http://www.stadtmuseum-ibbenbueren.de/stadtgeschichte_stolpersteine.htm</ref></blockquote>
 
Winkler verpachtete sein Geschäft, in dem auch Helene Wexseler<ref>Helene "Lena" Wexseler war 1896 als Hausangestellte ihrer Tante Friederike Wexseler nach Ibbenbüren gekommen, s. https://www.euer-name-lebt.de/</ref> arbeitete<ref>Borrie, Maria von; ''Euer Name lebt: zur Geschichte der Juden in der Region Bersenbrück'', S.117</ref>, 1935 zunächst an Josef Börgel<ref>http://www.fleischerei-boergel.de/index.php?option=com_content&view=article&id=2&Itemid=3, Internetarchiv: https://web.archive.org/web/20130717050136/http://www.fleischerei-boergel.de/index.php?option=com_content&view=article&id=2&Itemid=3</ref>, der es dann mit seiner Frau Theresia (geb. Adick) übernahm.<ref>Josef Bröker (red.), Annette Kleinert (Red.), Brigitte Rieping-Seibold (Red.), ''850 Jahre Ibbenbüren'', Historischer Verein Ibbenbüren, 2. überarbeitete und erweiterte Ausgabe, 1997, S. 554</ref> Neben Isaak Winklers Metzgerei gab es noch mit den Metzgereien von Sally Goldschmidt und Richard Cohen, Planestr. 15, zwei weitere Metzgereien jüdischer Geschäftsmänner<ref name="freund" />.
 
==== Unterstützung durch Kaplan [[Gerhard Daldrup]] ====
<blockquote>''Kaplan Daldrup nahm im Frühjahr 1937 zwei Ibbenbürener Juden gegen eine Diffamierung in Schutz und erhielt dafür Berufsverbot. Ferner widersprach er einer Lehrerin der Stadtschule, die vor Schülern behauptet hatte, Juden würden "nichts Gutes" tun und verwies auf die Ibbenbürener Bürger Isaak Winkler und Julius Kaufmann, die für ihre Wohltätigkeit stadtbekannt waren.''<ref name="freund" /></blockquote>
 
=== Geschenk an Alexander Wexseler ===
Isaak Winkler hat seinem Neffen [[Alexander Wexseler]] ein Auto geschenkt, das dieser seinem Vater [https://www.celle.de/index.php?ModID=7&FID=2092.140.1&object=tx%2C2727.308 Julius] für Reisen überließ<ref>Borrie, Maria von; ''Euer Name lebt: zur Geschichte der Juden in der Region Bersenbrück'', S.205</ref>.
 
=== Pflege durch [[Pauline Winkler]] ===
[[Datei:Münsterstraße_2_Winkler.jpg|200px|thumb|right|Münsterstr. 2 (Haus in der Mitte)]]Isaak Winkler litt im Alter an [https://de.wikipedia.org/wiki/Atherosklerose Atherosklerose] und wurde bis zu seinem Tod von der Frau seines Vetters, Pauline, zuhause an der [https://www.openstreetmap.org/node/3929339121 Münsterstr. 2]<ref>Elfi Pracht-Jörns, ''Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen: Regierungsbezirk Münster'', J. P. Bachem Verlag, 2002, S.366</ref> gepflegt, nachdem er eine Hausangestellte entlassen musste<ref name="duett78">Lars Boesenberg, Jürgen Düttmann, Norbert Ortgies, ''Machtsicherung, Ausgrenzung, Verfolgung: Nationalsozialismus und Judenverfolgung in Ibbenbüren, mit einem Beitrag von Marlene Klatt und Rita Schlautmann-Overmeyer'', Historischer Verein Ibbenbüren, S. 77</ref>. Pauline Winkler wurde am 15. Mai 1944 im [https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Auschwitz Konzentrationslager Auschwitz] ermordet<ref name="yad">http://www.yadvashem.org/yv/de/education/newsletter/02/book_ibbenburen.asp</ref>.
 
== Beerdigung ==
Isaak Winkler, der ledig und kinderlos war, erkrankte 1936 schwer, wurde im Elisabeth-Hospital gepflegt und verstarb 1937.<ref name="schlautmann">Schlautmann-Overmeyer, Rita; Klatt, Malene; ''Ibbenbüren'', in: Freund, Susamme; Jacobi, Franz-Josef; Johanek, Peter (Hrsg.): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe - Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Münster (Quellen und Forschungen zur jüdischen Geschichte in Westfalen, Bd. 2), Münster 2009, S. 412-429; hier: S. 418</ref>
 
<blockquote>''Nach dem Tod von Winkler am 13. Februar 1937 bemühte sich sein Vetter David Winkler aus Dortmund um die Regelung des Nachlasses. Haus und Grundstück in der Innenstadt wurden verpachtet, aber über 40 % der Pachtsumme mussten an den Staat abgeführt werden. Das Grundstück in der Westvorstadt mit Weideflächen und Ställen mit einer Fläche von 4 ha wurde an das St.-Elisabeth-Krankenhaus überschrieben. Als großziger Förderer wurde Isaak Winkler im Krankenhaus liebevoll gepflegt – in einer Zeit, in der es nicht mehr erwünscht war, dass Juden in deutschen Kliniken behandelt wurden.''<ref name="stm" /></blockquote>
 
An Winklers Beerdigung nahm mit [[Martin Lause]] nur ein nichtjüdischer Trauergast teil<ref name="freund" />.
<blockquote>''Deswegen zur Rede gestellt, soll sich Martin Lause geschickt und geistreich gerechtfertigt haben, indem er mit dem Satz antwortete: "Ich habe den Juden bis ins Grab verfolgt".'' <ref name="duett78" /> <ref>Das Zitat stammt aus dem Artikel ''Das alte Haus und die Juden in Ibbenbüren'' von [[August Ströhmer]] in der Ausgabe der [[Ibbenbürener Volkszeitung]] vom 22. Mai 1962</ref></blockquote>
 
Winkler hatte Rechtsanwalt [[Georg Bispinck]]<ref>http://www.stadtmuseum-ibbenbueren.de/stadtgeschichte_aufsaetze_51.htm</ref> als Nachlassverwalter bestellt, der vier Veräußerungen tätigte, die an das Elisabeth-Krankenhaus, einen Vetter, eine Cousine und einen Bekannten Winklers gingen. <ref name="schlautmann />
 
 
== Isaak-Winkler-Weg ==
In Ibbenbüren wurde der [https://www.openstreetmap.org/way/34957442 Isaak-Winkler-Weg] nach Winkler benannt.
 
== Stolperstein ==
An seinem Wohnsitz Münsterstraße 2, heute Alte Münsterstraße 2, befindet sich ein [[Stolpersteine | Stolperstein]] zu seinem Andenken.
 
== Einzelverweise ==
<references />[[Kategorie:Mann]][[Category:Person]][[Kategorie:Stolperstein]][[Category:Zeit des Nationalsozialismus]]

Aktuelle Version vom 24. März 2024, 13:00 Uhr

Weiterleitung nach: