Clara Dieckmann

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Clara Sax auf einem undatierten Gruppenfoto, veroffentlicht auf Stolpersteine in Papenburg

Clara Dieckmann (geboren als Clara Sax am 3. September 1892 in Aschendorf, ermordet spätestens 1942 im Ghetto Riga)[1] ist ein Opfer des Nationalsozialismus.

Leben[Bearbeiten]

Von Clara Dieckmann aufgegebene Todesurkunde ihres Mannes Johann Melchior Dieckmann
Todesurkunde von Josef Sax aus dem Konzentrationslager Theresienstadt

Clara Dieckmann wurde am 3. September 1892 in Aschendorf als Tochter von Bernhard Sax (geboren am 15. Januar 1864 in Aschendorf, gestorben am 3. Februar 1938 in Aschendorf)[2] und Sara Sophie Sax (geboren am 13. August 1862 als Sara Samson in Aurich, gestorben 1916 in Aschendorf)[3][4] geboren. Sie war jüdischer Konfession und hatte sechs Geschwister, von denen drei in der Shoa umkamen: Ida Ermann (geboren am 31. Mai 1902 als Ida Sax in Aschendorf, ermordet nach dem 9. August 1944 im Ghetto Riga)[5], Hermann Sax (geboren am 7. Dezember 1904 in Aschendorf, ermordet am 22. Dezember 1938 im Konzentrationslager Sachsenhausen[6][4], und Rudolf Sax (geboren am 29. Januar 1907, ermordet 1943 im Konzentrationslager Auschwitz)[7]. 1914 kam ihr erster Sohn Josef (geboren am 16. Februar 1914 in Aschendorf, ermordet am 29. November 1942 im Konzentrationslager Theresienstadt) zur Welt.[4] Sie heiratete 1918 Johann Melchior Dieckmann (geboren am 11. Juni 1892 in Ibbenbüren, gestorben am 10. Januar 1938 in Ibbenbüren)[8] aus Brochterbeck und konvertierte zum katholischen Glauben. Johann Melchior Dieckmann starb am 10. Januar 1938. 1927 wurde ihr Sohn Johannes (geboren am 22. September 1927 in Rheine, gestorben am 24. April 2014 in Reken) geboren.[9] Johann, Clara und Johannes Dieckman wohnten an der Adresse Püsselbüren 47a.

Die Familie Dieckmann lebte in ärmlichen Verhältnissen in einer Baracke auf dem Dickenberg. Herr Dieckmann übte den Beruf eines Besenbinders aus, und seine Frau sorgte für den Verkauf der Produkte. Diese Wohnbaracke, gelegen an der Heinrich-Brockmann-Straße 8, war früher ein Wohnheim für Bergleute, und sie nannte sich „Villa Sonnenschein“. Sie gehörte seit 1919 zur Kohle-Pachtgrube Sonnenschein der Continental-Kautschuk- und Gutapercha-Gesellschaft in Hannover. Johann Dieckmann starb 1938 im Alter von erst 46 Jahren an einem Herzschlag. Damit erlosch der Status der Mischehe. Der Sohn Johannes wurde 1938 als Elfjähriger vom Jugendamt seiner Mutter weggenommen und in ein Kinderheim in Dorsten zwangseingewiesen. 1939 erhielt er einen Betreuungsplatz im Pflegeheim „Haus Hall“ in Gescher. Klara Dieckmann wurde Ende 1941 auf Veranlassung der Geheimen Staatspolizei Münster verhaftet. Sie kam zunächst für einige Tage in das Judenhaus am Börnebrink in Hopsten. [10]

Deportation[Bearbeiten]

Clara Dieckmann wurde in das Ghetto Riga verschleppt, wo ihr jüngster Bruder Rudolf am 15. Dezember 1941 eingesperrt wurde[4]. Ihr Name findet sich auf auf der Deportationsliste[11] des Zuges von Münster nach Riga vom 13. Dezember 1941 und auf der Deportationsliste [12] des Zuges vom 27. Januar 1942 von Gelsenkirchen aus nach Riga. Alex Salm[13][14] gab bei der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem an[15], dass sie im Ghetto Riga ermordet wurde.

Erfolglose Nachfragen von Johannes Dieckmann[Bearbeiten]

In den 1960er und 1980er Jahren versuchte Johannes Dieckmann in Ibbenbüren Näheres über die Vergangenheit zu erfahren:

Dieckmann gab damals an, er sein nach hier gekommen, um etwas über seine Vergangenheit auf dem Dickenberg und sonstwo hier in Erfahrung zu bringen und insbesondere, wer vom Dickenberg seine Mutter ins Konzentrationslager Dachau gebracht hat, wo sie umgekommen sei. (...) Zwanzig Jahre später, in der zweiten Hälfte der 80er Jahre versuchte Johannes Dieckmann ein zweites Mal, ein wenig Licht in das Dunkel seiner Jugend zu bringen. Wieder stieß er überall auf dem Dickenberg auf taube Ohren und tiefes Schweigen. (...) Er besuchte alle ihm bekannten Geschäfte und Gasthäuser, die er früher einmal gemeinsam mit seiner Mutter auf dem Dickenberg betreten hatte. Niemand hat ihm, soweit bekannt, irgendeine Auskunft gegeben. Auch eine 1991 verstorbene Lehrerin, die mit ihrer eigenen Unterschrift neben dem Hakenkreuzadler das Zeugnisbuch unterschrieb, wollte auf Anfrage 1988 von einem Juden in ihrer Klasse nichts gewußt haben.[16]

Stolpersteine[Bearbeiten]

Für Johann, Clara und Johannes Dieckmann sind in Ibbenbüren an der Adresse Grube Sonnenschein drei Stolpersteine verlegt worden.[17] In Aschendorf wurden an der Adresse Von-Galen-Straße 11 Stolpersteine für Josef Sax und zehn weitere Familienangehörige verlegt.[4]

Einzelverweise[Bearbeiten]

  1. https://www.geni.com/people/Clara-Dieckmann/6000000091135030853?through=6000000091135068854
  2. https://www.myheritage.de/research/collection-1/myheritage-stammbaume?itemId=1397165372-2-500686&action=showRecord
  3. https://www.myheritage.de/research/collection-1/myheritage-stammbaume?itemId=1397165372-2-501580&action=showRecord
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 https://www.stolpersteine-in-papenburg-aschendorf.de/files/Familien-Sax.pdf
  5. https://www.myheritage.de/research/collection-1/myheritage-stammbaume?itemId=1397165372-2-501582&action=showRecord
  6. https://www.geni.com/people/Josef-Sax/6000000091135068854?through=6000000091135030853
  7. https://www.myheritage.de/research/collection-1/myheritage-stammbaume?itemId=1397165372-2-501583&action=showRecord
  8. https://www.geni.com/people/Johann-Dieckmann/6000000091134806003?through=6000000091135030853
  9. https://www.geni.com/people/Johannes-Dieckmann/6000000194308116859?through=6000000091135030853
  10. Lars Boesenberg, Jürgen Düttmann, Norbert Ortgies, Machtsicherung, Ausgrenzung, Verfolgung: Nationalsozialismus und Judenverfolgung in Ibbenbüren, mit einem Beitrag von Marlene Klatt und Rita Schlautmann-Overmeyer, Historischer Verein Ibbenbüren, 2010, S. 119
  11. https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411213-Muenster2.jpg
  12. https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420127_Muenster20.jpg
  13. https://www.myheritage.de/research/collection-40001/familysearch-stammbaum?itemId=1883275209&action=showRecord&recordTitle=Alex+Salm
  14. https://www.geni.com/people/Alex-Salm/6000000026885519767
  15. https://namesfs.yadvashem.org/YADVASHEM///200208281135_275_7797/219.jpg
  16. Günther Schlepper, Ein Jude in der Klasse in der Ausgabe der Ibbenbürener Volkszeitung vom 30. Oktober 1993
  17. http://www.stadtmuseum-ibbenbueren.de/stadtgeschichte_stolpersteine.htm