Isaak Winkler: Unterschied zwischen den Versionen

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<blockquote>''so drastisch, dass Winkler sich 1935 veranlasst sah, die Geschäftsführung an seinen Altgesellen Clemens Bosse abzugeben.''<ref name="stm">http://www.stadtmuseum-ibbenbueren.de/stadtgeschichte_stolpersteine.htm</ref></blockquote>
<blockquote>''so drastisch, dass Winkler sich 1935 veranlasst sah, die Geschäftsführung an seinen Altgesellen Clemens Bosse abzugeben.''<ref name="stm">http://www.stadtmuseum-ibbenbueren.de/stadtgeschichte_stolpersteine.htm</ref></blockquote>


Winkler verpachtete sein Geschäft, in dem auch Helene Wexseler arbeitete<ref>Borrie, Maria von; ''Euer Name lebt: zur Geschichte der Juden in der Region Bersenbrück'', S.117</ref>, 1935 zunächst an Josef Börgel<ref>http://www.fleischerei-boergel.de/index.php?option=com_content&view=article&id=2&Itemid=3, Internetarchiv: https://web.archive.org/web/20130717050136/http://www.fleischerei-boergel.de/index.php?option=com_content&view=article&id=2&Itemid=3</ref>, der es dann übernahm. Neben Isaak Winklers Metzgerei gab es noch mit den Metzgereien von Sally Goldschmidt und Richard Cohen, Planestr. 15, zwei weitere Metzgereien jüdischer Geschäftsmänner<ref name="freund" />.
Winkler verpachtete sein Geschäft, in dem auch Helene Wexseler arbeitete<ref>Borrie, Maria von; ''Euer Name lebt: zur Geschichte der Juden in der Region Bersenbrück'', S.117</ref>, 1935 zunächst an Josef Börgel<ref>http://www.fleischerei-boergel.de/index.php?option=com_content&view=article&id=2&Itemid=3, Internetarchiv: https://web.archive.org/web/20130717050136/http://www.fleischerei-boergel.de/index.php?option=com_content&view=article&id=2&Itemid=3</ref>, der es dann mit seiner Frau Theresia (ge. Adick)<ref><ref>Gertrud Althoff, ''Zwei jüdische Kaufleute im 18. Jahrhundert'', in: Josef Bröker (red.), Annette Kleinert (Red.), Brigitte Rieping-Seibold (Red.), ''850 Jahre Ibbenbüren'', Historischer Verein Ibbenbüren, 2. überarbeitete und erweiterte Ausgabe, 1997, S. 267-296, hier: S. 289</ref> und lebte in der Zürich.<ref>Josef Bröker (red.), Annette Kleinert (Red.), Brigitte Rieping-Seibold (Red.), ''850 Jahre Ibbenbüren'', Historischer Verein Ibbenbüren, 2. überarbeitete und erweiterte Ausgabe, 1997, S. 267-296, hier: S. 554</ref></ref> übernahm. Neben Isaak Winklers Metzgerei gab es noch mit den Metzgereien von Sally Goldschmidt und Richard Cohen, Planestr. 15, zwei weitere Metzgereien jüdischer Geschäftsmänner<ref name="freund" />.


=== Unterstützung durch Kaplan [[Gerhard Daldrup]] ===
=== Unterstützung durch Kaplan [[Gerhard Daldrup]] ===

Version vom 11. Juni 2023, 12:43 Uhr

Isaak Winkler

Isaak Meyer[1] Winkler (geboren am 24. April 1859 in Ibbenbüren, gestorben am 13. Februar 1937 in Ibbenbüren[2]) war ein deutscher Metzgermeister und Geschäftsmann jüdischen Glaubens.

Leben

Isaak Winkler wurde am 24. April 1959 in Ibbenbüren geboren. Er war der Vetter von David Winkler und der Onkel[3] von Alexander Wexseler.

Repressalien und Unterstützung während der Zeit 1930 bis 1935

Unterstützung durch den Bürgermeister Müller

Der von 1922 bis 1945 amtierende Bürgermeister Rudolf Müller wandte sich gegen Boykott-Aufrufe gegen Winkler und kaufte am 1. März 1933 bei ihm ein, obwohl einen Tag zuvor vor Käufen gewarnt wurde, da Käufer gefilmt und namentlich auf Listen ausgehängt wurden[4]. Derartige Bilder wurden am 30. Juli 1935 in Stürmer-Kästen gezeigt[5].

August 1935

Im August 1935 wurden vor den Metzgereien Goldschmidt und Winkler Schilder mit diffamierenden und potentielle Kunden warnenden Aufschriften aufgestellt.[6]

Petition für Winkler

Am 3. August 1935 erreichte den Landrat Dr. Meyer-Nieberg ein Schreiben des Central-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens. Darin wurden die Boykott-Aktionen gegen Metzger Winkler beklagt und Sanktionen gefordert: „Diese Eingriffe stehen in eindeutigem Gegensatz zu den wiederholten Erlassen der Reichsregierung (…) Nicht unerwähnt möchten wir lassen, dass nach uns zuteil gewordenen (sic!) Bericht der Metzger Winkler in Ibbenbüren den besten Ruf und ein grosses Ansehen geniesst (…)“ Von der zuständigen Behörde wurde der Brief mit dem internen Vermerk „Dann sollen sie doch auswandern!“ versehen.[7]

Geschäftsaufgabe

Helene Wexseler (geb. 13.08.1874 in Bersenbrück, gest. 19.07.1934 in Ibbenbüren)

1935 war die antisemitische Bedrohungslage für Winkler

so drastisch, dass Winkler sich 1935 veranlasst sah, die Geschäftsführung an seinen Altgesellen Clemens Bosse abzugeben.[8]

Winkler verpachtete sein Geschäft, in dem auch Helene Wexseler arbeitete[9], 1935 zunächst an Josef Börgel[10], der es dann mit seiner Frau Theresia (ge. Adick)Referenzfehler: Für ein <ref>-Tag fehlt ein schließendes </ref>-Tag. und lebte in der Zürich.[11]</ref> übernahm. Neben Isaak Winklers Metzgerei gab es noch mit den Metzgereien von Sally Goldschmidt und Richard Cohen, Planestr. 15, zwei weitere Metzgereien jüdischer Geschäftsmänner[5].

Unterstützung durch Kaplan Gerhard Daldrup

Kaplan Daldrup nahm im Frühjahr 1937 zwei Ibbenbürener Juden gegen eine Diffamierung in Schutz und erhielt dafür Berufsverbot. Ferner widersprach er einer Lehrerin der Stadtschule, die vor Schülern behauptet hatte, Juden würden "nichts Gutes" tun und verwies auf die Ibbenbürener Bürger Isaak Winkler und Julius Kaufmann, die für ihre Wohltätigkeit stadtbekannt waren.[5]

Pflege durch Pauline Winkler

Münsterstr. 2 (Haus in der Mitte)

Isaak Winkler litt im Alter an Atherosklerose und wurde bis zu seinem Tod von der Frau seines Vetters, Pauline, zuhause an der Münsterstr. 2[12] gepflegt, nachdem er eine Hausangestellte entlassen musste[13]. Pauline Winkler wurde am 15. Mai 1944 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet[14].

Beerdigung

Isaak Winkler, der ledig und kinderlos war, erkrankte 1936 schwer, wurde im Elisabeth-Hospital gepflegt und verstarb 1937.[15]

Nach dem Tod von Winkler am 13. Februar 1937 bemühte sich sein Vetter David Winkler aus Dortmund um die Regelung des Nachlasses. Haus und Grundstück in der Innenstadt wurden verpachtet, aber über 40 % der Pachtsumme mussten an den Staat abgeführt werden. Das Grundstück in der Westvorstadt mit Weideflächen und Ställen mit einer Fläche von 4 ha wurde an das St.-Elisabeth-Krankenhaus überschrieben. Als großziger Förderer wurde Isaak Winkler im Krankenhaus liebevoll gepflegt – in einer Zeit, in der es nicht mehr erwünscht war, dass Juden in deutschen Kliniken behandelt wurden.[8]

An Winklers Beerdigung nahm mit Martin Lause nur ein nichtjüdischer Trauergast teil[5].

Deswegen zur Rede gestellt, soll sich Martin Lause geschickt und geistreich gerechtfertigt haben, indem er mit dem Satz antwortete: "Ich habe den Juden bis ins Grab verfolgt". [13] [16]

Winkler hatte Rechtsanwalt Georg Bispinck[17] als Nachlassverwalter bestellt, der vier Veräußerungen tätigte, die an das Elisabeth-Krankenhaus, einen Vetter, eine Cousine und einen Bekannten Winklers gingen. [15]

Trivia

Isaak Winkler hat seinem Neffen Alexander Wexseler ein Auto geschenkt, das dieser seinem Vater Julius für Reisen überließ[18].

Isaak-Winkler-Weg

In Ibbenbüren wurde der Isaak-Winkler-Weg nach Winkler benannt.

Stolperstein

An seinem Wohnsitz Münsterstraße 2, heute Alte Münsterstraße 2, befindet sich ein Stolperstein zu seinem Andenken.

Einzelverweise

  1. Gertrud Althoff, Zwei jüdische Kaufleute im 18. Jahrhundert, in: Josef Bröker (red.), Annette Kleinert (Red.), Brigitte Rieping-Seibold (Red.), 850 Jahre Ibbenbüren, Historischer Verein Ibbenbüren, 2. überarbeitete und erweiterte Ausgabe, 1997, S. 267-296, hier: S. 289
  2. http://alt.heiligkreuz.info/gemeinde/public/inhalt.php?id_artikel=160
  3. Der Name rüht wohl daher, dass er mit Helene Wexsler zusammen lebte, die die Sschwester von Julius Wexseler, dem Vater von Alexander, gewesen sein könnte.
  4. http://wiki.ibbtown.com/Rudolf_M%C3%BCller#Zeit_als_B.C3.BCrgermeister_w.C3.A4hrend_der_Zeit_von_1933_bis_1945
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 Freund, Susanne; Franz-Josef Jakobi; Peter Johanek, Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe, Band 1, S. 419
  6. Freund, Susanne; Franz-Josef Jakobi; Peter Johanek, Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe, Band 1, S. 418
  7. Lars Boesenberg, Jürgen Düttmann, Norbert Ortgies, Machtsicherung, Ausgrenzung, Verfolgung: Nationalsozialismus und Judenverfolgung in Ibbenbüren, mit einem Beitrag von Marlene Klatt und Rita Schlautmann-Overmeyer, Historischer Verein Ibbenbüren, S. 76
  8. 8,0 8,1 http://www.stadtmuseum-ibbenbueren.de/stadtgeschichte_stolpersteine.htm
  9. Borrie, Maria von; Euer Name lebt: zur Geschichte der Juden in der Region Bersenbrück, S.117
  10. http://www.fleischerei-boergel.de/index.php?option=com_content&view=article&id=2&Itemid=3, Internetarchiv: https://web.archive.org/web/20130717050136/http://www.fleischerei-boergel.de/index.php?option=com_content&view=article&id=2&Itemid=3
  11. Josef Bröker (red.), Annette Kleinert (Red.), Brigitte Rieping-Seibold (Red.), 850 Jahre Ibbenbüren, Historischer Verein Ibbenbüren, 2. überarbeitete und erweiterte Ausgabe, 1997, S. 267-296, hier: S. 554
  12. Elfi Pracht-Jörns, Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen: Regierungsbezirk Münster, J. P. Bachem Verlag, 2002, S.366
  13. 13,0 13,1 Lars Boesenberg, Jürgen Düttmann, Norbert Ortgies, Machtsicherung, Ausgrenzung, Verfolgung: Nationalsozialismus und Judenverfolgung in Ibbenbüren, mit einem Beitrag von Marlene Klatt und Rita Schlautmann-Overmeyer, Historischer Verein Ibbenbüren, S. 77
  14. http://www.yadvashem.org/yv/de/education/newsletter/02/book_ibbenburen.asp
  15. 15,0 15,1 Schlautmann-Overmeyer, Rita; Klatt, Malene; Ibbenbüren, in: Freund, Susamme; Jacobi, Franz-Josef; Johanek, Peter (Hrsg.): Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe - Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Münster (Quellen und Forschungen zur jüdischen Geschichte in Westfalen, Bd. 2), Münster 2009, S. 412-429; hier: S. 418
  16. Das Zitat stammt aus dem Artikel Das alte Haus und die Juden in Ibbenbüren von August Ströhmer in der Ausgabe der Ibbenbürener Volkszeitung vom 22. Mai 1962
  17. http://www.stadtmuseum-ibbenbueren.de/stadtgeschichte_aufsaetze_51.htm
  18. Borrie, Maria von; Euer Name lebt: zur Geschichte der Juden in der Region Bersenbrück, S.205