Ernst Rosenthal

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Ernst Rosenthal (geboren am 14. März 1907 in Ibbenbüren, gestorben am 18. Juni 1983 in Alkmaar)[1] war ein Opfer des Nationalsozialismus.

Leben[Bearbeiten]

Ernst Rosenthal wurde am 14. März 1907 als Sohn von Sohn von Regine (geboren als Regine Epstein am 24. April 1874 in Goch[2]) und David Rosenthal in Ibbenbüren geboren. Er war der Neffe von Jeanette, Paula, Johanne, Moses, Calman, Leopold und Amalie. Er hatte acht Geschwister: Paul, Harry, Herta, Henny, Ella, Grete, Ilse und Heinrich. Er war der Cousin von Nanny, Bertha, Amalie, Otto Ewald, Wilhelm, Julius und Emma Rosenthal.

Ernst Rosenthal besuchte in Ibbenbüren die evangelische Volksschule und die katholische Rektoratsschule.[3] Er wurde am 14. Juli 1933 die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt und sein Vermögen beschlagnahmt. Vom 5. Februar 1943 bis zum 7. April wurde er im Konzentrationslager Bergen-Belsen festgehalten.

Am 13. April 1945 wurde er aus einem Zug 16 Kilometer hinter Magdeburg von der 9. US-Armee befreit. Der Zug hatte Bergen-Belsen am 7. April verlassen. Sein Ziel war das Vernichtungslager Auschwitz.[4]

Von Gertrud Althoff protokollierter Bericht von Ernst Rosenthal[Bearbeiten]

Moses Rosenthal, der in Rheine, Poststraße 17, ein Manufakturwaren-Geschäft hatte, ist mein Onkel. Ich besuchte ihn oft in Rheine. Er hatte sechs Kinder, vier davon wohnten in Rheine:

· Nanny, geb. 7. August 1895 in Ibbenbüren. Sie heiratete Isidor Silbermann in der Ludwigstraße.
· Bertha, geb. 22. Oktober 1896 in Ibbenbüren. Sie heiratete Hermann Berliner, mit dem sie in der Marktstraße wohnte.
· Ewald, geb. 24. August 1903 in Ibbenbüren. Er hatte Jura studiert und sich einen Doktortitel erworben.
· Willy Rosenthal, geb. 14. Oktober 1907 in Ibbenbüren. Er war Mitinhaber des Geschäftes an der Poststraße 17, wo später auch Bertha mit ihrer Tochter Lilo wohnte.

Nach dem 1. Weltkrieg gab es viele polnische Juden die vom Schnorren lebten, d. h. sie kamen zum Freitagabend, ließen sich zum Sabbat einladen und gingen montags mit weiteren Empfehlungsschreiben z. B. nach Hopsten weiter. In Hopsten gab es viele Juden, z. B. die Grünbergs. Die Hopstener benutzten den Friedhof in Ibbenbüren. In Ibbenbüren waren Juden seit dem 17. Jahrhundert. Judentum ist für mich eine religiöse Kategorie, keine politische Judentum ist für mich eine religiöse Kategorie, keine nationale.

Viele Westjuden hier verachteten die polnischen und galizischen Juden. Aber mein Schwager sagte: "Ich mag die polnischen Juden. Ihre Raffinesse haben sie zum Überleben gelernt." Lehrer Baum war ein sehr beliebter Lehrer. Jeden Montagmittag kam er mit dem Zug nach Ibbenbüren, und wir Schüler holten ihn vom Bahnhof ab. Der Unterricht wurde abgehalten in der evangelischen Schule, die Rektor Peters leitete. Lehrer Baum war damals schon alt und ein bißchen hilflos. Er trug einen weißen Bart, und seine Brille saß meist vorn auf der Nasenspitze. Einmal sagte meine Schwester Ella zu ihm: "Herr Lehrer, Ihr Kinn leckt". Wir Schüler waren zwischen 6 und 14 Jahren. Wir waren damals alle ziemlich orthodox, aber Lehrer Baum war streng orthodox. Andererseits war er uns Kindern gegenüber viel zu gut. Manchmal fragten ihn Schüler, ob sie zur Toilette gehen könnten und kamen dann nicht wieder. Ein anderes Mal lag ein Schüler unter der Bank und band drei Schülern die Beine zusammen; als dann einer aufstand, fielen alle um. Manchmal kam auch Rektor Peters und schimpfte mit uns. Aber Lehrer Baum mochten wir alle, weil er ein guter Mensch war.

In Hamburg Von 1922 bis 1932 lebte ich größtenteils in Hamburg als Dekorateur und Verkäufer (bei Firma Michaelsen - Betten und Teppiche). Ich hatte dort eine große Vertrauensstellung Frl. Otte war eine Kollegin. Ihr Vater war Sozialdemokrat. Mein Freund Willi Scheldorf hatte einen Bruder (Studenten). Der kam mit einem Koffer. " Wir haben den reichen Juden die Fenster und Hausschilder eingeschlagen." Dazu zeigte er die Scherben, die als Souvenir im Koffer transportierte. Mir wurde angst und bange. Ich verabschiedete mich schnell. Nur Frl. Otte erzählte ich von der Begebenheit. Willi rief mich an am nächsten Tag. Er warnte mich vor dem Bruder, der Angst vor einer Anzeige hatte. Abends lud mich Frl. Otte ein. Ihr Vater riet mir ebenfalls zu fliehen. Morgens sollte ich noch die Einnahme wegbringen. Meinem Chef sagte ich nichts, weil auch sein Sohn ein Student und SA-Mitglied war. Auch der Wirtin sagte ich nichts. Schließlich sagte Herr Otte mir: "Morgen mußt du fliehen." Abends, als ich aus dem Fahrstuhl kam, wurde ich zusammengeschlagen von drei jungen Männern, die mich auch beraubten. Leute hoben mich auf unter der Lateme, wo ich liegengeblieben war. Ich ging danach zur Polizeiwache, die mich verbanden. Eine Anzeige nahmen sie nicht an. Herr Otte half mir, daß ich in Hamburg-Harburg unterkam. Jemand holte meinen Koffer heim- lich aus meiner Wohnung. Per Zug fuhr ich von dort nach Ibbenbüren. Im Oktober 1932 kam ich für ein paar Tage nach Ibbenbüren. Ich rief meine Schwester an, die mich direkt zu sich einlud nach Amsterdam. Jahrelang habe ich von dem Überfall geträumt. Von Ibbenbüren rief ich meine Schwester in Amsterdam an, die dort schon seit den 20er Jahren mit einem Holländer verheiratet war. Sie sagte mir, ich solle sofort zu ihr kommen. 1933 holten wir auch meine Eltern nach Amsterdam.

Bevor ich nach Amsterdam abfuhr, machte ich in Ibbenbüren eine Anzeige gegen die, die mich überfallen haben. Auch meinem Chef schrieb ich noch, der sehr verständnisvoll und hilfsbereit antwortete. Die Polizei hielt eine Verfolgung derer die mich überfallen haben, für aussichtslos. Bei einem Besuch in Ibbenbüren im Jahr 1980 er- zählte Ernst Rosenthal der IVZ die Geschichte sei- ner Familie an den vielen Grabsteinen seiner Angehörigen auf dem jüdischen Friedhof. Die Rosenthals waren nachweisbar schon vor 1800 in Ibbenbüren ansässig. Links im Bild Frau Rosenthal. Das Einwohnermeldeamt stellte mir in Ibbenbüren noch einen ordentlichen deutschen Paß aus. Das machte es mir anfangs schwer, als Flüchtling anerkannt zu werden, da ich ja vor Hitlers Machtergreifung gegangen bin. Später brachte meine Rechtsanwältin doch meine Anerkennung durch. Ich erhielt auch Herzkuren auf Kosten des deutschen Staates.

1938 Beim Versuch, den Paß verlängern zu lassen am deutschen Konsulat in Amsterdam, zerriß man den Paß vor meinem Augen. Mit Beschimpfungen wurde ich herausgejagt. Der Entzug meiner deutschen Staatsangehörigkeit wurde im Deutschen Reichsanzeiger veröffentlicht. Ich glaube, daß der Entzug der Staatszugehörigkeit eine Rache für meine Anzeige in Hamburg und Ibbenbüren war. Meine Eltern z. B. und meine Schwester hatten keine Schwierigkeiten bei der Paßverlängerung. Man fürchtete noch immer meine Anzeige. Dr. Ewald Rosenthal, Sohn von Moses Rosenthal in Rheine, hat bei den Eltern von Ernst Rosenthal in Amsterdam gewohnt (die waren im März 1933 schon geflüchtet). In Amsterdam gab es ein Flüchtlingskomitee.

1936 ging Ella (meine Schwester) nach Brasilien zu ihrem Verlobten in San Paulo, der sie nicht abholte. Drei Tage blieb sie auf dem Schiff, heiratete den Mann doch. Ella lud Ewald nach Brasilien ein. In Santiago gibt es heute 50.000 Juden, zum größten Teil deutsche Flüchtlinge. Inzwischen waren Willy, Bertha und Lilo nach Amsterdam gekommen. Ernsts ältester Bruder und Heinz gingen nach Chile. Ewald und Heinz gingen 1937 aus Heimweh nach Deventer zurück. Dort hatten Willy und Bertha ein Cafe an der Korte-Bischop-Straße. Die Tochter hatte dort einen Hoffmann geheiratet. Als die Deutschen hereinkamen - 1942 - wurden Willy, Bertha und Liselotte (Hoffmann hatte seine Familie im Stich gelassen, er ist von Deventer nach Amsterdam gezogen, wo er eine kaufm. Privatschule an der Hassauer Straße hatte) in Deventer gefaßt und deportiert nach Theresienstadt. Ewald ist am 10. Februar 1945 in Buchenwald verstorben. Willy ist auf dem Weg nach Auschwitz bei Groß-Rosen verstorben.

Einzelheiten Ich war als Tischler im KZ Bergen-Belsen: Appell war 9 Uhr. Die Zählung dauerte stundenlang, manchmal bis 11 Uhr abends. Viele fielen dabei zusammen. Keiner durfte sich dabei nach den Kranken beugen. Das galt für Männer, Frauen und Kinder. Frauen mußte schmutzige Soldaten-Stiefel auftrennen, die neu zusammengenäht wurden. Andere Frauen mußten Bäume hacken und fällen. Mein Bruder und auch ich haben Christinnen geheiratet. Meine erste Frau heiratete ich 1935 in Amsterdam; Gerrit, geb. 1939, und Regina geb. 1936, sind unsere zwei Kinder. Ich hatte ein Textil-Geschäft in Baaren. 1939 mußte ich mich in Amsterdam melden. Das Geschäft konnte ich noch verkaufen. Anfang 1943 sind wir aus unserer Wohnung von holländischen Nazis geholt worden. Deportation nach Westerbork. Dort acht Monate, Transport nach Bergen-Belsen. Dort eineinhalb Jahre. Meine Frau hat dort ihre Brille verloren. Sie hatte die Kinder bei sich. Bei Ankunft im Lager kamen wir einen Monat in Quarantäne. Dabei riet man mir, beim Appell einen Handwerksberuf anzugeben. Die SS gab mir Handwerkszeug in die Hand, damit wir unseren Beruf beweisen sollten. Ich sah einen, der sein Werkzeug unfachmänni- sche behandelte, solche kamen in den Außendienst. Ich blieb und mußte Baracken bauen und Aussichtstürme verbessern und Torpfähle setzen. Der Aufsichtsbeamte war ein SS-Mann mit Hund. Einem riet ich, die Hände aus den Taschen zu tun, um den Aufseher nicht zu reizen. Mein Kollege aber glaubte, ich wollte mich bei den Moffen nur einschmeicheln. Dieser Mann verstand nicht, wie man in dieser Lage sich am Überleben hält. Ich lavierte mich eben durch, da jeder Widerstand sinnlos war. Einem anderen Aufseher bauten wir eine Sauna. Als sie fertig war, sperrte er uns drei Stunden darin ein. Danach hielt er den eiskalten Feuerwehrschlauch auf uns. Einer gab uns Eier für Frau und Kinder. Wir baten den Mann (Obersturmbandführer), uns ins Lager zu begleiten. Das tat er. Ein deutscher Aufseher hatte gestohlen und wurde, vor unseren Augen, blutig totgeschlagen. Einer von uns hing eines Morgens schwarzverkohlt am Elektrozaun. Mein Oberscharführer Gross bestrafte einen Untergebenen, der mich für sich selbst benutzen wollte. Als wir (zwei Männer) einmal zu spät kamen, wurden wir mit den Köpfen aneinandergeschlagen.

Für 120.000 Gulden Für 120.000 Gulden sollten meine Frau, meine zwei Kinder und ich ausgetauscht werden gegen Deutsche, damit wir nach Palästina auswandern konnten. Der Bruder meiner Frau hatte uns das bezahlt. Es ist nur ein einziges Mal ein Transport wirklich nach Palästina gegangen. Diese Freigekauften hießen "Diamantärs". Ich kam in Bergen-Belsen als Zimmermann in viele verschiedene Abteilungen. Deshalb wußte ich, daß es viele Nicht-Juden gab. Dabei habe ich auch "Diamantärs" gesprochen. Sie wurden in die Gaskammern geschickt, statt nach Palästina. Die Frauen arbeiteten in Schlesien in "Quecksilberminen", an den Frauen wurden medizinische Versuche gemacht. Die Frauen sind von Schweden befreit worden. Dadurch wußten wir, daß die Männer allemal umgekommen sind. In den letzten drei Monaten wurde in Bergen-Belsen nicht mehr gearbeitet. Auch Tiefflieger flogen uns an. Auf die Offiziersbaracken wurden Bomben geworfen. In diesen drei Monaten brach bei uns die Pest aus. (Mein Sohn war voller Flöhe.) Die Aufseher wagten nicht mehr, ins Camp zu kommen. Deshalb hatten wir Ruhe vor denen. Nur unter Desinfektionsmaßnahmen durften wir das Essen vom Tor holen. Das Lager war wie ein Hufeisen von Engländern umzingelt. Durch die letzte Öffnung wurden noch möglichst viele Juden in die Gaskammern geschickt.

SS erschossen Die Engländer haben die letzten SS-Leute, die noch geblieben waren, erschossen. Am 7. April 1945 wurde die ganze Familie - 5 km Marsch zum Güterbahnhof - nach Polen geschickt. Eine Woche waren wir unterwegs. In Südpolen bei Leipzig befreiten uns die Amerikaner. Eine russische Armee war in der Nähe. 2.700 Juden aus Bergen-Belsen von allen Nationalitäten waren in den Waggons gewesen. Von 2.700 sind nur 350 am Leben geblieben. Die Bauern der Umgebung haben uns auf Leiternwagen transportiert. Die Bauern sprachen deutsch. Sie gaben uns zu essen. In Hillersleben wurden Wohnungen frei gemacht, da wir Typhus und sogar die Pest hatten. Dort wohnten wir drei Monate. Versorgt wurden wir von Amerikanern. Unsere Kleider wurden ständig versorgt. Meine Frau und die beiden Kinder kamen ins Krankenhaus wegen Typhus. Ich besuchte meine Frau im Krankenhaus; dort klappte ich zusammen (Herzinfarkt). Ich wurde in dem Krankenhaus versorgt.

Vier Zeugen

Vier Zeugen haben unter Eid meine Krankheit bestätigt. Wir, die ganze Familie, wurden per Auto nach Holland zurückgebracht. Ich lief damals auf Krücken (14. Juli 1945). In Magdeburg hatten wir eine Nacht verbracht. Bei Aachen an der holländischen Grenze wurden wir in einem Untersuchungslager (Schule) untergebracht. Auch holländische Nazis kamen damals aus Deutschland zurück. Von der Schule wurden wir in ein Nazikamp gebracht (Valkenburg). Ein Rabbiner bewies schließlich, daß ich Jude war. (Die Holländer wollten uns am liebsten abschieben.) Da endlich kriegten wir Taschengeld. Dann wurden wir in Vaalz in einem Kloster untergebracht, wo Schwestern uns versorgten. Schließlich brachte uns ein Auto nach Nijmwegen. In einem katholischen Gesellenverein verbrachten wir die Nacht - Amersfort. Unterbringung in Betten in einem ehemaligen Konzentrationslager für eine Nacht - per Zug nach Amsterdam - Zentral. Ein Freund holte uns dort ab. Ich wurde liegend auf einem Dreirad zu Freunden gebracht, die uns aufnahmen. Wir wohnten dort für ein paar Wochen, bis wir eine leere eigene Wohnung hatten. Noch war ich staatenlos. In Amsterdam gab es eine Unterabteilung "Stiftung 40/45". Zu den Lebensmittelkarten erhielt ich Extra-Zuteilung. In einer Gar-Küche aßen wir. Von der Stiftung erhielten wir auch 200 Gulden Taschengeld. Als herauskam, daß ich staatenlos war, wurden meine Extra-Zuteilung und das Taschengeld gestrichen. 1953 erst wurde ich holländischer Staatsangehöriger.[5]

Ernst Rosenthal wurde am 14.3.1907 in Ibbenbüren als fünftes Kind von neun Geschwistern geboren. Er war der einzige aus seiner Familie, der trotz Deportation dem Völkermord entkam. Zwei seiner Geschwister hatten sich durch Flucht nach Chile gerettet. Die Eltern und sechs Geschwister wurden ermordet. Ernst lebte seit 1922 wechselnd in Hamburg und Ibbenbüren. 1932 ging auch er nach Amsterdam, 1933 der Rest der Familie. Ab da lebte niemand mehr aus dieser Familie in Ibbenbüren. Ernst war 1980 zu Besuch in Ibbenbüren und sprach mit Frau Rieping von der IVZ und mit Frau Althoff, die Expertin in Fragen der Ibbenbürener Juden ist. Die Aufzeichnungen über dieses Treffen waren aber sehr unklar. Bei heutigen Nachforschungen, u. a. einem Besuch in Bergen-Belsen, wurde einiges klarer. Die ganze Familie stand dort im Gedenkbuch. Und der Transport am 7.4.1945 mit Ziel Theresienstadt war dort verzeichnet. Wahrscheinlich war jemandem wie Ernst, dessen Leben in letzter Minute gerettet wurde, vieles davon nicht wichtig, oder es wurde einfach verdrängt. Ernst hatte Marianne Peeper in Amsterdam 1935 geheiratet und hatte mit ihr zwei Kinder: Regine oder Regina, geb. 1936 in Baarn und Gerrit, geb. 1939 in Amsterdam. 1943 wurde die ganze Familie in Westerbork interniert. Deportiert wurden sie am 16.2.1944 ins Konzentrationslager Bergen-Belsen. Nachdem der Bruder von Marianne an die Nazis 120.000 Gulden gezahlt hatte, kamen sie ins Austauschlager. Hier waren Juden, die mit Devisen gegen deutsche Kriegsgefangene u. a. ausgetauscht wurden; sie wurden erst einmal pfleglicher behandelt. Als die Britische Armee schon fast das Lager erreicht hatte, wurden 6.800 von ihnen in drei Züge verladen, die in Richtung Theresienstadt gingen. Nur ein Zug kam dort an und trug das Fleckfieber ins Lager. Der „verlorene Zug“ wurde in der Nähe von Tröbitz von der sowjetischen Armee gefunden und die Insassen sofort versorgt, v. a. medizinisch. Der Zug, in dem Ernst und Familie waren, blieb in Farsleben bei Magdeburg am 12. April 1945 liegen und wurde am 13.4. von den Amerikanern geöffnet. Im April 2020 sollte an der Bahnstrecke ein Denkmal gesetzt werden. Das verhinderte die Corona-Pandemie. Die Menschen aus dem „gestrandeten Zug“ wurden in die NS-Heeresversuchsanstalt in Hillerleben gebracht. Dort wurde die Kaserne geräumt oder war bereits leer, es gab alles, was durstige, hungrige, verdreckte, kranke und auch sterbende Menschen brauchten. Alle hatten Fleckfieber oder Typhus, viele von ihnen waren schon während der Zugfahrt gestorben und sind neben den Gleisen beerdigt worden. Ernst Rosenthal hat in den Ortsangaben Rätselhaftes und über die Zugfahrt wenig, eigentlich nichts berichtet. Eine andere Überlebende sagte später, es sei ein Blick in die Hölle gewesen. Ab hier setzten die Erinnerungen Ernst Rosenthals wieder ein. Über die Versorgung und den späteren Transport nach Amsterdam hat er berichtet. 1953 wurde er Bürger der Niederlande. Er starb am 18.6.1983. Seine Kinder Regina Groenteman-Rosenthal und Gerrit Rosenthal leben vermutlich in den Niederlanden.[6]

Portrait in der IVZ[Bearbeiten]

In der Ausgabe der Ibbenbürener Volkszeitung vom 25. Oktober 1980 findet sich ein Portrait Ernst Rosenthals. Dort wird festgehalten, dass sich sein Onkel Alfred Rosenthal, der in Ibbenbüren als Schriftsetzer gearbeitet hat und auf dem Jüdischen Friedhof in Ibbenbüren liegt, am 7. Januar 1933 aus Angst vor den Nazis aus dem Fenster stürzte.

Einzelverweise[Bearbeiten]

  1. https://www.geni.com/people/Ernst-Rosenthal/6000000029802221292
  2. https://www.geni.com/people/Regine-Rosenthal/6000000019350655088
  3. Brigitte Rieping-Seibold, Trotz unvorstellbaren Leides: Nicht vergessen - aber vergeben!, in der Ausgabe der Ibbenbürener Volkszeitung vom 25. Oktober 1980
  4. Artikel Ernst Rosenthal in der Ausgabe der Ibbenbürener Volkszeitung vom 20. Dezember 1980
  5. Artikel in der Ibbenbürener Volkszeitung vom 24. und 30. September 1983, s. https://www.katholisch-ibb.de/fileadmin/user_upload/pfarrei/Fotos/St._Ludwig/rosentha.pdf
  6. http://www.stadtmuseum-ibbenbueren.de/stadtgeschichte_stolpersteine.htm