Meyer Rosenthal

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Meyer Rosenthal (geboren am 7. April 1869 in Ibbenbüren[1], ermordet am 26. September 1942[1] im Vernichtungslager Treblinka)[2] war ein deutscher Viehhändler, Küster der Synagoge in Ibbenbüren und Opfer des Nationalsozialismus'.

Leben[Bearbeiten]

Von Meyer Rosenthal aufgegebene Todesurkunde seines Vaters Calmon Rosenthal[3]

Meyer Rosenthal kam am 7. April 1869 als Sohn von Calmon (geboren ca. 1831 in Ibbenbüren, gestorben am 10. September 1908 in Ibbenbüren)[4] und Lina Rosenthal (geboren als Lina Grünberg) in Ibbenbüren zur Welt. Er war der Bruder von Hildegard Heimbach, Meyer Rosenthal (geboren am 7. April 1868 in Ibbenbüren, gestorben am 2. August 1868 in Ibbenbüren), Emilie Heimbach (geboren am 30. Dezember 1872 in Ibbenbüren, gestorben am in Laer; verheiratet mit Salomon Louis Heimbach[5]; ihre beiden Kinder Else[6] und Karl[7] wurden im Ghetto Minsk ermordet.) und Erika Schmitz.[8]

Er lebte in Ibbenbüren an der Schulstraße 2, heute Synagogenstraße, mit seiner Frau Rika und seinem Sohn Karl. Paul Abrahamsohn wohnte vom 9. März bis Oktober 1936 als Mieter in ihrem Haus.[1]

Rechts neben der Synagoge stand das Wohnhaus der Familie Rosenthal: Meyer Rosenthal und seine Ehefrau Rika Rosenthal wohnten dort mit ihrem Sohn Karl Rosenthal. Von März bis Oktober 1936 lebte Paul Abrahamsohn als Mieter in ihrem Haus, ihm gelang 1936 die Flucht nach Südafrika. Meyer Rosenthal war Viehhändler, der überwiegend mit Ziegen handelte. Die Boykottmaßnahmen des Jahres 1935 schränkten seine Berufsausübung erheblich ein. Vor dem Wohnhaus stellten SA-Leute ein Schild auf: „Hier wohnt ein Viehjude. Kein Deutscher handelt mit ihm. Nur Lumpen.“ Als direkte Nachbarn hielten die Rosenthals den Schlüssel der Synagoge in Verwahrung, sie übten also den Küsterdienst aus.

Der 25jährige Karl Rosenthal wurde mit gebrochenem Arm und Kopfverletzungen nicht etwa ins Krankenhaus, sondern am 14. November in das KZ Sachsenhausen eingewiesen. „Schutzhaft“ lautete die verharmlosende Bezeichnung im Rahmen der „Judenaktion“.

Während seine Eltern aus Altersgründen den Gedanken an eine Flucht verwarfen, bereitete sich Karl Rosenthal nach seiner Entlassung aus dem KZ auf die Ausreise nach Palästina vor. Von Juli bis November 1939 nahm er an einem Schulungslager in Paderborn teil und reiste danach über Wien auf einem Flüchtlingsschiff in Richtung Schwarzes Meer. Doch der 2. Weltkrieg und die deutsche Wehrmacht holten die Flüchtlinge ein. Den Schiffen wurde die Weiterfahrt verweigert; für die Flüchtlinge wurde ein Gefangenenlager in Šabac / Jugoslawien errichtet. Als Vergeltungsmaßnahme für einen Partisanenangriff, bei dem 21 deutsche Soldaten getötet wurden, erschoss die Wehrmacht am 11. Oktober 1941 alle 400 Gefangenen des Lagers in der Nähe des Ortes Zasavica.

Mittlerweile war die Zahl der jüdischen Mitbürger in Ibbenbüren von knapp 90 vor 1933 auf drei gesunken. Zwei von den verbliebenen waren Meyer und Rika Rosenthal, die ihr Haus verkaufen mussten und Anfang 1942 völlig verarmten. Zwangsweise mussten sie in das „Judenhaus“, eine Art Dorf-Ghetto, in Hopsten ziehen, übrigens zusammen mit der dritten als „Jüdin“ bezeichneten Person, Klara Dieckmann, die zwar der katholischen Kirche angehörte, aber durch die Ehe mit einem Juden ebenfalls in das Verfolgungsprogramm der Nationalsozialisten geriet.
[2]

Deportation[Bearbeiten]

Rika und Meyer Rosenthal wurden am 23. Januar 1942 in das Judenghettohaus in Hopsten, Börnebrink 42, heute Rheiner Straße 16, deportiert, nachdem ihr Haus an der Schulstraße 2 in Ibbenbüren zwangsverkauft wurde. Dort lebten sie zusammen mit den Familien Reingenheim und Grünberg aus Hopsten.[9]

Meyer Rosenthal wurde gemeinsam mit seiner Frau Rika am 1. August 1942 mit einem Zug mit der Kennzeichnung "Transport XI/1, nr. 864"[10] von Münster aus in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo sie am 1. August ankamen[11].

Von Theresienstadt aus wurden Rika und Meyer Rosenthal mit einem Zug (Transportkennzeichen Bq, no. 1340)[12] am 23. September 1942 in das Vernichtungslager Treblinka deportiert, wo er am 25. oder 26. September 1942 ankam[13].

Dieser Transport wurde in den Tagesbefehlen der jüdischen Führung vom 22. September 1942 angekündigt, in denen behauptet wurde, die Deportierten würden in ein anderes Ghetto geschickt. Später an diesem Tag wurde jedem für den Transport vorgesehenen Insassen befohlen, seine Habseligkeiten zu packen und sich in der Quarantänestation („Schleuse“) im Hof der Aussig-Kaserne zu melden. Während der Quarantäne konnte die jüdische Führung zeitweise für Proviant und Nachschub sorgen.

Der Transport mit der Bezeichnung „Bq“ verließ Theresienstadt am 23. September 1942 und war der dritte einer Reihe von acht Transporten kranker und alter Juden („Alterstransporte“). An Bord befanden sich 1.980 Häftlinge aus Theresienstadt. Er traf am 25. oder 26. September in Treblinka ein. Der Transport bestand ausschließlich aus zuvor aus Deutschland und Österreich deportierten Juden, darunter 716 Deportierte aus Wien, 400 aus Westfalen und 356 aus Niederschlesien. Ihr Durchschnittsalter lag bei 72 Jahren.

Am Tag des Transports wurden die Häftlinge mit einem Marsch oder einem Lastwagen zum Bahnhof Bauschowitz (Bohusovice), etwa 3 km außerhalb des Ghettos, gebracht, wo sie auf die wartenden Eisenbahnwaggons verladen wurden. Nach Aussage von Max Berger starben gelegentlich einige der kranken und alten Insassen auf dem Weg zum Bahnhof und wurden dennoch in die Waggons verladen, um das Personalkontingent für den Transport zu füllen.
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Rika und Meyer Rosenthal wurden nach ihrer Ankunft in Treblinka umgehend ermordet.[15]

Zitat von August Ströhmer[Bearbeiten]

Wenn wir uns auf der Straße begegneten, gingen wir nahe aneinander vorüber und grüßten uns freundlich und leise, daß es niemand merkte. Als ihm einmal Gefahr drohte, abgeführt zu werden, kam er im Halbdunkel und bat michihn zu verstecken. Ich wies ihn in meinen dunklen Hof und brachte ihn nach einer Viertelstunde durch Hintertüren und Hintertreppen auf den großen Speicher im Krankenhaus, wo er in einer dunklen Ecke - und einige Wochen später noch einmal - die Nacht verbrachte.[16]

Stolpersteine[Bearbeiten]

An Meyer, Rika und Karl Rosenthal erinnern Stolpersteine an der Schulstraße 2 in Ibbenbüren.[17]

Einzelverweise[Bearbeiten]