Rika Rosenthal

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Rika Rosenthal (geboren am 17. März 1875 in Ankum als Rika Prag, ermordet am 26. September 1942 im Vernichtungslager Treblinka)[1] war eine deutsche Hausfrau und ein Opfer des Nationalsozialismus'.

Leben[Bearbeiten]

Rika Rosenthal war die Tante von Philipp Isidor[2]. Sie lebte in Ibbenbüren an der Schulstraße 2, heute Synagogenstraße, mit ihrem Mann Meyer und ihrem Sohn Karl. Paul Abrahamsohn wohnte vom 9. März bis Oktober 1936 als Mieter in ihrem Haus.[3] Aus Altersgründen verließen sie Ibbenbüren nicht.[4]. Rika und Meyer Rosenthal zählten zu den letzten jüdischen Bewohnern Ibbenbürens während der Zeit des Nationalsozialismus.

August Ströhmer über Rika Rosenthal[Bearbeiten]

Die Frau des Hauses war schwerhörig, kränklich, sehr sparsam, sehr fromm. Wahrscheinlich eine Zionistin.

Wenn sie Spinat vom Gärtner holte, brachte sie ein eigenes Messer zum Schneiden mit, wenn sie Milch holte, einen eigenen Krug für direkte Füllung. Rosenthals unterstützten die Sammlungsaktionen, sie brachten Kleidung, Decken, Zinn ... zur Caritas, sie gaben, was sie übrig hatten. Frau Rike stammte aus Ankum, besuchte als Kind die christliche Volksschule und nahm gern am Religionsunterricht teil. Einmal kam sie, wie sie stolz erzählt hat, in der Schule vom zweiten auf den ersten Platz, weil sie als einzige Schülerin das Bild von Fritz Uhde erklären konnte: "Lasset die Kinder zu mir kommen".

Zu Hause hatte die Frau nicht viel zu melden. Kalla, der Sohn, ein langer Schlacks, schien von der viel gerühmten Ehrfurcht der Judenkinder vor ihren Eltern nicht viel zu halten.[5]

Repressalien gegen jüdische Kaufleute[Bearbeiten]

Auch die Schlachterfamilie Meyer Rosenthal habe nicht mehr verkaufen dürfen. "Wir haben aber immer noch bei denen gekauft. Die alte Frau Rosenthal kam durch den Hintereingang und verkaufte uns Fleisch", so Carola Scholmeyer.[6]

Progrom in Ibbenbüren 1938[Bearbeiten]

Rika Meyer wurde beim Pogrom in Ibbenbüren am 10. November 1938 misshandelt.

Im Haus der Familie Meyer Rosenthal neben der Synagoge seien die Fensterscheiben zerstört gewesen. "Die alte Dame lief im Nachthemd und Mantel im Garten herum und war völlig verstört", erinnert sich [Herbert] Börger.[6]

Gesellschaftliche Isolation[Bearbeiten]

Mittlerweile war die Zahl der jüdischen Mitbürger in Ibbenbüren von knapp 90 vor 1933 auf drei gesunken. Zwei von den verbliebenen waren Meyer und Rika Rosenthal, die ihr Haus verkaufen mussten und Anfang 1942 völlig verarmten. Zwangsweise mussten sie in das „Judenhaus“, eine Art Dorf-Ghetto, in Hopsten ziehen, übrigens zusammen mit der dritten als „Jüdin“ bezeichneten Person, Klara Dieckmann, die zwar der katholischen Kirche angehörte, aber durch die Ehe mit einem Juden ebenfalls in das Verfolgungsprogramm der Nationalsozialisten geriet.[4]

Deportation und Ermordung[Bearbeiten]

Carola Scholmeyer geborene Drees besuchte die Höhere Evangelische Mädchenschule gegenüber der Synagoge. Als sie morgens zur Schule gegangen sei, sei ein Kleinlastwagen vor dem Haus der Familie Meyer Rosenthal vorgefahren. "SA-Leute gingen hinein. Da hatte einer die alte Frau Meyer Rosenthal am Arm. Die wurde zu dem Laster geführt und dann auf die Ladefläche gestoßen. Sie bekam noch eins mit dem Gewehrkolben", erinnert sich die 83-Jährige.[6]

Transportkarte zu Rika Rosenthal für den Zug "Bq. 1340" von Theresienstadt nach Treblinka

Rika Rosenthal wurde gemeinsam mit ihrem Mann Meyer am 1. August 1942 mit einem Zug mit der Kennzeichnung "Transport XI/1, nr. 864"[7] von Münster aus in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo sie am 1. August ankamen[8].

Von Theresienstadt aus wurden Rika und Meyer Rosenthal mit einem Zug (Transportkennzeichen Bq, no. 1340)[9] am 23. September 1942 in das Vernichtungslager Treblinka deportiert, wo er am 25. oder 26. September 1942 ankam[10].

Dieser Transport wurde in den Tagesbefehlen der jüdischen Führung vom 22. September 1942 angekündigt, in denen behauptet wurde, die Deportierten würden in ein anderes Ghetto geschickt. Später an diesem Tag wurde jedem für den Transport vorgesehenen Insassen befohlen, seine Habseligkeiten zu packen und sich in der Quarantänestation („Schleuse“) im Hof der Aussig-Kaserne zu melden. Während der Quarantäne konnte die jüdische Führung zeitweise für Proviant und Nachschub sorgen.

Der Transport mit der Bezeichnung „Bq“ verließ Theresienstadt am 23. September 1942 und war der dritte einer Reihe von acht Transporten kranker und alter Juden („Alterstransporte“). An Bord befanden sich 1.980 Häftlinge aus Theresienstadt. Er traf am 25. oder 26. September in Treblinka ein. Der Transport bestand ausschließlich aus zuvor aus Deutschland und Österreich deportierten Juden, darunter 716 Deportierte aus Wien, 400 aus Westfalen und 356 aus Niederschlesien. Ihr Durchschnittsalter lag bei 72 Jahren.

Am Tag des Transports wurden die Häftlinge mit einem Marsch oder einem Lastwagen zum Bahnhof Bauschowitz (Bohusovice), etwa 3 km außerhalb des Ghettos, gebracht, wo sie auf die wartenden Eisenbahnwaggons verladen wurden. Nach Aussage von Max Berger starben gelegentlich einige der kranken und alten Insassen auf dem Weg zum Bahnhof und wurden dennoch in die Waggons verladen, um das Personalkontingent für den Transport zu füllen.
[11]

Rika und Meyer Rosenthal wurden nach ihrer Ankunft in Treblinka umgehend ermordet.[1]

Stolpersteine[Bearbeiten]

An Meyer, Rika und Karl Rosenthal erinnern Stolpersteine an der Schulstraße 2 in Ibbenbüren.[12]

Einzelverweise[Bearbeiten]